So oder so ähnlich meldet sich einer meiner KollegenInnen bei unseren RufhilfeteilnehmerInnen, wenn diese bewusst den Knopf an Ihrem Armband drücken oder unwissentlich daran angekommen sind. Melden sich die TeilnehmerInnen ist es meist einfach herauszufinden was sie gerade brauchen und wie wir helfen können. Wenn nicht und auch keiner der Angehörigen erreichbar ist beziehungsweise nachsehen kann, ob alles in Ordnung ist, wird die nächste Rettungsmannschaft mit Wohnungsschlüssel alarmiert um nach dem rechten zu sehen.
So kommt es, dass ich mit meiner Kollegin um zwei Uhr nachts, im fünften Stock eines Mehrparteienhauses herumstolpere und die Wohnung nach der Rufhilfeteilnehmerin absuche. Das vorangegangene Läuten und klopfen brachte keine Reaktion und so nutzen wir den Schlüssel, den wir für unsere TeilnehmerInnen verwalten, um ihnen in diesen Fällen helfen zu können. Man ruft und kündigt sich an, um die TeilnehmerInnen nicht zu erschrecken, was um zwei Uhr nachts meist schwieriger ist als einen lieb ist. Zum Glück trifft man die TeilnehmerInnen meist schlafend an und versucht sie vorsichtig zu wecken, um sich nach dem Wohlbefinden zu erkundigen. Nach kurzer Info an die Leitstelle über den Fehleinsatz, macht man sich daran sorgsam alle Lichtschalter abzudrehen und die geöffnetenTüren zu schließen und wieder zu versperren, es geht zurück zur Dienststelle.
Aber wie komme ich in diese Lage? Warum gibt ein Mensch seine freien Nächte auf, um diese in den Dienst Anderer zu stellen. Oft schlaflose Nächte in denen nicht jeder dieser Einsätze so glimpflich verläuft. Aber ich habe für mich die passende Jacke gefunden. Über einen guten Freund zugeben, der mich damals mit zum Sommerkurs in unserem Bezirk angemeldet hat, aber hej ich bekam dadurch eine zweite Familie.
Denn die KollegenInnen sind so viel mehr als das. Es verbindet einen der gemeinsame Gedanke, gleiche Interessen und Ansichten. Egal wo, egal wann mit Menschen, welche die passende Jacke gefunden haben, findet man immer in kürzester Zeit einen gemeinsamen Gesprächspunkt und den Draht zueinander. Ich bin froh sie zu gefunden zu haben und auch, wenn es nicht immer die schönen Ereignisse sind, welche man damit verbindet, so überwiegt das Gefühl wo dazuzugehören, zu wissen das auch andere hinten und zu einem stehen und man gemeinsam alles schaffen und überwinden kann.
Und so ziehe ich sie mit Überzeugung und einem guten Gefühl an. Immer und immer wieder gehe ich mit ihr in den Dienst, um für andere da zu sein, wenn sie Hilfe brauchen und nicht mehr weiter wissen.
#passendejacke
© Andreas Moshammer 2021-01-16