Frau mit Rosen

KSG

von KSG

Story

Frau von A. war in die Jahre gekommen. Sie musste aus dem Haus, indem sie ihr bisheriges Leben verbracht hatte, in Bälde ausziehen. Fremde durchstöberten gierig ihre Habseligkeiten auf verborgene Schätze. Wertvolles verließ das Haus.

Herr W. zeigte sich sehr kaufwillig und äußerst neugierig. Hatte er doch schon viel vernommen, von Frau von A., sie sei geschieden und verwitwet. Des Weiteren sah man zuweilen, wie ein heimlicher Unbekannter nachts das Haus verließ. Dieser war gekleidet wie ein Adeliger, wurde aber nie genau gesehen. Frau von A., war also eine Frau mit Liebhaber, zu einer Zeit, in der es sich nicht schickte, ein solches Leben zu führen. Zumal sie seit Jahrzehnten alleine lebte, obwohl der äußerst gut gestellte, heiratswillige Herr K. sie schon jahrelang umgarnte.

Erregt näherte sich jetzt Herr W. Er ging auf sie zu, fragte leise, was wohl ihr Geheimnis sei. Drängte sich auf, als die Diener eifrig Kunstwerke in Holzkisten packten und heraustrugen.

Tage später, die Kunstwerke waren bereits ausgepackt und auf ihren Verkaufswert hin untersucht worden, verspürte Herr W. ein seltsames Kribbeln in seinen Füßen. Er setzte sich schließlich auf seinen Sessel, da er kaum noch stehen konnte. Das Kribbeln hatte sich zu einem unerträglichen Druckschmerz entwickelt. Er war erschöpft, hatte er doch die letzten Tage nur wenig geschlafen. Nun schaute er direkt auf eines der Ölgemälde von Frau von A., das eine junge Frau vor einem Rosenbusch zeigte. Herr W. fühlte eine Schwermut, die er sonst nicht kannte. Er schien den Geruch der Rosen auf dem Gemälde riechen zu können. Er glaubte sogar, die Dornen der Rose an seinen Händen zu spüren, als hätte er gerade eben mitten hinein gegriffen in den Rosenbusch. Es kam ihm immer stärker vor, als würde ihm der schwere Duft der so detailgetreu gemalten Rosen den Atem nehmen. Er griff sich ans Hemd und öffnete die Knöpfe. Blut tropfte aus seiner Nase und rann über seine Finger. Seine Hände sahen gerade so aus, als hätte er wirklich unzählige Rosendornen in seine Finger gestochen. Sein Herz schlug schnell, dann schien es ihm, als schlüge es nicht mehr regelmäßig. Übelkeit stieg in ihm auf. Es war, als sei sein Mund gefüllt mit stark duftenden Rosen aus denen dunkle Käfer krabbelten. Er fühlte die Käfer auf seiner Haut. Spürte sie im Gesicht umherlaufen. Dann wurde er müde. Seine letzte Tat war, dass er sich sein Gesicht zerkratzte.

Zwei Tage später wurde das Gemälde wieder abgehängt. Der Unbekannte kam selbst, um es entgegenzunehmen. Während es verladen wurde, teilten Diener dem Unbekannten mit, dass vermutlich ein Fluch darauf läge. Es habe dem Herrn W. großes Unglück gebracht. Der Unbekannte lächelte sanft. Es ist, so sagte er, ein Bild voller Geheimnisse.

© KSG 2025-06-02

Genres
Spannung & Horror
Stimmung
Dunkel, Emotional