Frau MĂĽller läutet sturm und ruft aufgeregt durch die noch nicht geöffnete TĂĽr: „Ham’S gheart, was der Barney Geröllheimer gsagt hat?“ „Wer?“, frage ich verdutzt, als ich öffne. „Der Markus Söder, den nenn i so, der hat grad gsagt, dass des Oktoberfest ausfällt! Mei, regt mi des sakrisch auf. Grad jetz, wo i ma des neie Gwand kauft hab! A so a elendiger Mist. Was mach i denn jetz damit, denn die Frau Holle, die trägt des Dirndl ganz bstimmt ned, des hat ’s ma vorhin klipp und klar gsagt.“ „Die Frau Holle? Wer ist das?“ „Mei Katz!“, antwortet sie, als sei es das normalste der Welt, Katzen Frau Holle zu nennen. Ich bemĂĽhe mich ernst zu bleiben und sage: „So, so, Ihre Katze heiĂźt also Frau Holle und die hat gesagt, dass sie kein Dirndl trägt?“ „Wissn’S“, fährt sie unbeirrt fort, „eigentlich mog mei Katz Dirndl narrisch gern. Des hat’s ma a glei zeigt, denn als i ihr nämlich des Dirndl vorgfĂĽhrt hab, hat sie’s beschnĂĽffelt, hat sich draufglegt, gschnurrt und dann draufbrunst, aber volle Pulle! Oha, hab i zu ihr gsagt, jetz hast aber glei fĂĽr den richtign Oktoberfestgstank gsorgt. Da werdn sich alle Leit nebn mir riesig gfrein. Und jetz schaun ‚S amal her, Frau Grosch“, sagt sie und zieht ein grĂĽnes Dirndl mit roten Herzchen aus einer groĂźen C &A TĂĽte. „A so a scheens Dirndl mit an sakrisch sĂĽndign Ausschnitt. Der lenkt garantiert vom Pissfleck ab“, sagt sie lachend, während ihr Arm in der TĂĽte nach einem weiteren Utensil kramt. „Jetz kommt glei des allerbeste, schaun’S zu“, jubelt sie und reiĂźt mit Schwung ein hautfarbenes SpitzenungetĂĽm aus der TĂĽte. „Schee, gell?“, grinst sie, mit einem Mund, der sich von Ohr zu Ohr zieht und ein ĂĽberdimensionales Gebiss entblößt. „Was ist das denn?“, frage ich und deute auf das Monstrum. „Mei, des is was ganz Bsonders. Des is a echta Puschap BĂĽstenhalter. I glaub der hoast WANDERBRA, weil ois, was ned da is, nach obn wandert. Und wissen’S, woher der kimmt?“ „Keine Ahnung“, gluckse ich. „Des erratn’S nia! Wissn’S, die Huaberin, die bstellt doch immer fĂĽr fui Leit in Schwabing und da hat’s ma den mitbstellt. Nummer 95 C, fĂĽnffache Polster! Und direkt vom Amazonas gliefert! Mei, i sag’s Eahna, die Weiber dortn, die wissn gnau. wia ma die Mannsbilder bscheisst. Und die oidn Deppn“, kreischt sie vor VergnĂĽgen, „tscheckn’s ned amal.“ „Aber Frau MĂĽller“, grinse ich, „das ist ja ein BĂĽstenhalter fĂĽr die Bavaria! Der ist doch viiiiel zu groĂź fĂĽr Sie!“ „Naa, naa!“, schreit sie begeistert, „Meim Freind gefallt der sakrisch guat.“ „Aha! Wer ist denn Ihr Freund?“ „Des is der von da vorn. Der scheene Joseph mit dem Mercedes, so nennt er sein‘ Rollator“, erklärt sie zwinkernd. „Zum Oktoberfest hat er mi eigladn auf a Hendl und hat gsagt, Maria, hat er gsagt, danach gehn mir zwoa in die Geisterbahn, weil’s da so schee dunkl is. Und stelln’S Eahna vor, Frau Grosch, dabei hat er mi ogschaugt wia a brĂĽmftiger Stier, dass ma glei ganz anders gwordn is.“ Nixn Joseph!“, hab i gsagt, „du bist doch scho FĂĽnferneinzg: Hendl ja, Sex naa, aber a MaĂź Bier tat’s a! Ob er ’s verstandn hat, des woass i ned, weil Mannsbilder heitzutag ja total anders tickn.“ „Ach“, jammert sie, „des wär ois so richtig schee gwesn, aber des Corona-Dings hat’s total versaut. Aber wissn’S, Frau Grosch, i hab jetz a sauguate Idee. Mir feiern des Oktoberfest bei Eahna im Gartn. Was sagn’S dazu?“ „Nein, Frau MĂĽller, das ist keine gute Idee, ich bin kein Oktoberfest-Fan.“ „Oh mei, und solche Leit ohne Kultur lebn in Minga!“, sagt sie verächtlich, stopft ihre Kleidung in die TĂĽte und läuft lautstark schimpfend davon.
© Elisabeth Grosch-Waclowsky 2020-05-03