von Lene Wollmer
Fast wie Urlaub hier, die Picknickdecke liegt halb im Schatten, halb in der Sonne. Solange Meerjungfrau spielen immernoch Spaß macht, ist alles in Ordnung. Gespräche über das Lieblingseis der Kindheit. [Pistazien knacken] Jetzt fehlt nur noch die Wassermelone. Zwei Frauen unterhalten sich im Wasser. „Wer ich? Ich bin seit 1 Uhr im Wasser. Ich habe bald Schwimmhäute. Aber ich erhole mich ja heut Abend am Domplatz. Aber der, der von halb acht bis halb neuen spielt, dieser Seelmann, sagt mir gar nichts. Ich habe auch nichts im Internet gefunden von diesem Typen.“ „Naja Ägypten wäre für mich nichts. Denn du bist in deinem Gebiet eingesperrt. Du kannst dich nicht bewegen wie wir jetzt in Teneriffa. Ich habe mir da neulich so ein Katalog mitgenommen. Aber es gibt keine eigenen Kataloge für Ferienhäuser und Ferienwohnungen. Guck mal da jetzt kommt die Sonne raus! Wie die Wetter app beschrieben hat. Hauptsache es regnet heute Abend nicht!“ Manchmal hilft hinausgehen, Welt sehen. Ich laufe zum Schwimmbad, hoffe das Gewitter wartet noch. Gehe durch den Eingang des Schwimmbads. Ein Mann läuft gerade mit zwei kleinen Kindern durch das Drehkreuz heraus. Als er an mir vorbeigeht, sagt er: „Der Haarschnitt steht ihnen sehr gut.“ Ich bedanke mich und sofort muss ich lächeln. So einfach kann das gehen, manchmal hilft es herauszugehen. Raus aus dem Zimmer, den eigenen Wänden, den eigenen Gedanken. Während ich meine Bahnen durch das Wasser ziehe, werden die Gedanken von Zug um Zug leiser. Ich zähle und versuche nicht an die Kälte zu denken. Die Bewegung genießen, die ruhe. Der Himmel wird dunkel. Die Sonne konnte ich eben noch grob hinter den Wolken erahnen. Inzwischen ist es eher Eimer asphaltgraue Masse dort oben. Egal, weiter schwimmen und hoffen das Gewitter wartet, bis ich meine angestrebte Strecke geschwommen bin. Solange ich noch andere Körper im Wasser sehe, ist alles gut, mich wird schon jemand raus holen, sollte es gefährlich werden. Ein Geruch nach Sommerregen kommt mir in die Nase. Wenn ich mich konzentriere, merke ich auch die Tropfen von oben. Ich werde unruhig, habe das Haus noch nicht verlassen und es ist bereits nach zwölf. Spazieren, irgendwie langweilig uns ich habe auch keinen spannenden Podcast mehr, den ich dabei hören kann. Alternativ könnte ich ins Freibad, bisschen schwimmen hilft immer. Ich packe meine Sachen und gehe raus. Es regnet. Optimal, dann habe ich wenigstens freie Bahn im Wasser. Als ich im Schwimmbad ankommen und an der Bademeisterin vorbeilaufe, fragt sie mich, ob alles in Ordnung ist? Ich weiß nicht, wann das letzte Mal alles in Ordnung war, ob das überhaupt geht? Ich glaube kaum! Sonst würde ich nicht bei 20 Grad und regen ins Schwimmbad gehen. Im Sommer ist alles ein bisschen verschwommen. Verschwommen wie im Schwimmbad. Im Sommer ist man auf dem Nachhauseweg nicht allein.
© Lene Wollmer 2023-08-12