Freiflug nach SĂĽdafrika

Sabrina Farkas

von Sabrina Farkas

Story

Ich habe oft an diesen Moment zurückgedacht, in dem eine meiner eher seltenen, spontanen Reaktionen dazu geführt hat, dass ich zuerst ganz gehörige Zweifel und im Anschluss eine Riesenfreude hatte. Eine ehemalige Schulkollegin war zu Besuch. Sie als Freundin zu bezeichnen, hätte zum damaligen Zeitpunkt zu weit geführt. Wir hatten uns im Gymnasium ganz gut verstanden, uns während der unterschiedlichen Studien aber immer mehr aus den Augen verloren. Ich weiß gar nicht mehr, weshalb sie mich besuchen kam, vielleicht wollte ich ihr meine damals ganz neue Wohnung zeigen oder sie mir zum Geburtstag gratulieren.

Jedenfalls, da waren wir an meinem neuen Esstisch, plauderten recht gemütlich und brachten einander auf den neuesten Stand. Sie studierte Veterinärmedizin, ich Tourismusmanagement. Sie erzählte von ihrem Studium, ihren Praktika und ihren Kolleginnen. Eine Kollegin hatte ein Volontariat in Südafrika abgelegt. In einer Großkatzenstation. Sie hatte dort Löwenbabies in der Hand gehalten! Mir müssen die Herzerl nur so aus den Augen gestrahlt haben. Dort wolle sie auch hin, erklärte meine Schulfreundin. „Kann ich mit?“, war meine völlig unüberdachte Reaktion.

Sie freute sich, als hätte sie darauf nur gewartet. Ich hielt einen Moment inne. Was war gerade passiert? Wo hatte ich mich da hineingeredet? Es ging immerhin um drei Wochen am anderen Ende der Welt und um knappe 2.000 Euro „nur“ für das Volontariat, also Geld zahlen, um arbeiten zu dürfen. War ich noch ganz bei Trost? Mein Gegenüber konnte das Ganze als angehende Tierärztin ja immerhin für ihren Lebenslauf brauchen, aber wie wollte ich diesen Wahnsinn vor mir selbst rechtfertigen? Nur mit der Hoffnung aufs Löwenbaby-Streicheln?

Aber irgendwie konnte ich nicht mehr zurück. Zwischen Weihnachten und Silvester wären die Flüge günstig, hatte meine Schulkollegin gehört. Sie sollte recht behalten. Wir machten uns einen Tag aus, um die Flugtickets zu buchen. Durchforsteten schon Tage davor die möglichen Verbindungen nach Hoedspruit. Einigten uns auf die Option, bei der wir in Kairo und Johannesburg umsteigen würden. Zwar mit einigen Stunden Wartezeit, dafür aber günstig und sinnvoll von der Flugrichtung her. Die ägyptische Linie, mit der wir den Großteil der Strecke zurücklegen würden, stufte ich auf Basis vergangener Erfahrungen als vertrauenswürdig ein.

Der Tag der Buchung. Jede mit den Kreditkartendaten der Eltern gerüstet. Telefonisch tauschten wir uns über die möglichst synchronen Buchungsschritte aus. Jetzt buchen? Ja! Die Bestätigung kam innerhalb weniger Minuten. Die Abbuchung der Kosten für die südafrikanischen Inlandsflüge innerhalb weniger Tage. Was nicht kam, war die Belastung der Ägypter für die Langstrecke. Nicht nach Wochen. Nicht nach Anrufen bei der Fluglinie. Nicht nach Anrufen bei der Buchungsplattform. Was kam, war unser Abflugsdatum. Und so flogen wir gratis ans andere Ende der Welt. Ein großzügiges Weihnachtsgeschenk!

© Sabrina Farkas 2020-12-09

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