von NAVID
Der Titel des Theaterstücks zeigt die Problematik, die Flüchtlinge haben, wenn sie ihr Heimatland verlassen haben und in ihrem „neuen“ Heimatland vorerst angekommen sind.
Dieses Theaterprojekt von Navid und mir, im Jahr 2017 war der Beginn des Wunsches die Öffentlichkeit darüber zu informieren.
Alltagssituationen wie etwa ein Arztbesuch in Österreich, eine Straßenbahnfahrt oder eine Deutschstunde zeigten auf, welche Situationen, die für uns als Normalität angesehen werden, für Flüchtlinge zum Teil große Hindernisse darstellen können.
Das Theaterstück erwies sich als GOLDGRIFF.
Auch wenn die einzelnen Szenen teils pantomimisch und in einfacher Sprache mit einem gewissen Witz vorgetragen wurden, war jedem Besucher dieser Aufführungen klar, dass mit den Asylsuchenden, Menschen zu uns gekommen sind, die vor Krieg, Tod, Hunger und Situationen, in die wir uns nicht hineinversetzen können geflohen sind.
Mir war zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst, welche Tabus wir angesprochen hatten und wieviel Mut es von den sehr jungen Menschen aus Afghanistan erfordert hatte,…
2014 „TRUE WARRIORS“: Das Leben nach dem Anschlag.
Ich hatte keine Ahnung und niemand wäre zum damaligen Zeitpunkt in der Lage gewesen, mir das zu sagen:“ Theater spielen ist in Kabul nicht erwünscht oder sogar „Haram““.
(Haram ist ein Adjektiv, das im Islam alles dasjenige bezeichnet, was nach der SCHARI A verboten sei.)
Der Selbstmordattentäter kaufte sich eine Eintrittskarte im französischen Kulturzentrum in Kabul. 300 Plätze gibt es dort. Wenige Minuten später wird das Theater zum Anschlagsort. Der 17-jährige Junge sprengt sich in die Luft, außer ihm sterben noch zwei Personen. 40 weitere Menschen werden verletzt.
Während sich einige SchauspielerInnen dazu entschließen, weiter zu machen, reißt H. nach Frankreich, um Abstand zu gewinnen. Inzwischen hat er eine Morddrohung der Taliban erhalten. Seine vierjährige Arbeit als Pressesprecher im Französischen Kulturzentrum macht ihn zum Verräter.
Als ich das Theaterprojekt in Angriff nahm, war mein Bestreben, so wie ich es in meiner Ausbildung, als Deutschtrainerin gelernt hatte, die Menschen in eine aktive Rolle zu bringen, zu motivieren und dadurch bessere Deutschkenntnisse zu erlangen. Ich hatte zu dieser Zeit mit vielen Menschen, welche Deutsch lernen sollten, Kontakt, es war mehr oder weniger für beide Seiten sehr anstrengend.
Es gab auch Barrieren von denen ich keine Ahnung hatte, wie zum Beispiel, gemischten Deutschunterricht mit Frauen, Mädchen und „jungen“ Männern an einem Tisch unter einfachsten Bedingungen in Flüchtlingsheimen.
Das berühren und ansprechen untereinander im Unterricht oder bei den Theaterproben, stellte die nächste Hürde. Es ist nicht üblich, dass sich junge Frauen und Männer berühren, schon gar nicht Haut auf Haut….
So begann meine Reise in ein unbekanntes Land,
mit der Bitte ein Buch darüber zu schreiben.
© NAVID 2020-01-11