Fremd im eigenen Leben

M M

von M M

Story

Die Menschen eilen an mir vorbei, ihre Blicke flüchtig, ihre Worte belanglos. Ich stehe inmitten der Menge, doch ich fühle mich wie ein Schatten, der an den Rändern des Lebens verweilt. Die Gespräche um mich herum sind wie ein ferner Klang, ein Echo aus einer anderen Welt. Ich versuche, mich anzupassen, mich einzufügen, doch es gelingt mir nicht.

Die Lächeln, die mir geschenkt werden, sind höflich, aber leer. Ich sehe die Vertrautheit zwischen den anderen, ihre Verbundenheit, ihre Gemeinsamkeit. Und ich frage mich: Wo gehöre ich hin? Bin ich ein Puzzlestück, das nicht in dieses Bild passt? Die Gedanken wirbeln, wie Blätter im Wind, und ich suche nach einem Anker, nach einem Ort, an dem ich Wurzeln schlagen kann.

Die Einsamkeit ist mein ständiger Begleiter. Ich beobachte die Menschen, ihre Gesten, ihre Emotionen und Reaktionen. Ich bin ein Zuschauer, ein Fremder im eigenen Leben. Die Worte, die ich spreche, sind wie ein Echo, das im Raum verhallt. Ich sehne mich nach einem Ort, an dem ich gehört werde, an dem meine Gedanken einen Platz finden.

Die Nächte sind die schlimmsten. Wenn die Welt zur Ruhe kommt und die Dunkelheit mich umhüllt. Ich liege wach, die Gedanken rasen, wie ein unkontrollierbarer Zug, der auf den Schienen meines Geistes entgleist. Die Stille ist ohrenbetäubend, sie drückt auf meine Brust, raubt mir den Atem.

Ich starre an die Decke, die Schatten tanzen, formen Gesichter, die mich ansehen, als würden sie meine Seele durchdringen. Die Vergangenheit klopft an die Tür meines Bewusstseins, die Erinnerungen fließen wie ein reißender Fluss. Ich versuche, die Bilder zu ordnen, die Puzzleteile zusammenzusetzen, doch sie passen nicht.

Die Welt da draußen geht weiter, die Menschen leben ihre Leben, während ich in meinem Kokon als Gedanken gefangen bin. Ich frage mich, ob sie mich vermissen würden, wenn ich einfach verschwinden würde. Ob meine Abwesenheit einen Unterschied machen würde. Die Dunkelheit lacht, ein bitteres Lachen, das mich frösteln lässt.


Vielleicht ist es mein Schicksal, zwischen den Welten zu wandeln. Vielleicht ist es meine Aufgabe, die Lücken zu füllen, die anderen verborgen bleiben. Ich atme tief ein, spüre die Kälte des Betons unter meinen Füßen. Und ich frage mich: Wer bin ich? Wo gehöre ich hin? Vielleicht finde ich die Antwort in den Worten, die ich schreibe, in den Geschichten, die ich erzähle. Vielleicht, nur vielleicht, finde ich meinen Platz im Nebel der Gedanken.


© M M 2024-08-13

Genres
Romane & Erzählungen