von Anna Geier
Raus aus der Stadt, raus auf’s Land! Das war schon länger mein Wunsch. Als sich die Möglichkeit ergab und ich eine Wohnung in unserer Siedlung erwarb, wurde mein Traum Wirklichkeit.
Die Gegend ist zwar nicht berauschend, eher pampamäßig, prärieähnlich flach, wenig Wald. Die Gegend erkundigte ich zu Fuß und mit dem Rad, es war meine tägliche Bewegungseinheit.
Eines Tages fiel mir so ein grässliches, kleines altes Haus auf. Rundherum wurde viel gebaut, denn der Speckgürtel rund um Wien wurde immer größer. Von außen sah dieses verarmte, verlotterte, ungepflegte Haus nicht einladend aus. Es lag nahe an einer stark befahrenen Straße.
Eines abends fuhren wir mit dem Auto diese Straße entlang und mir fiel dieses Haus mit roter Laterne auf. Das konnte ich nicht glauben, dass in der Wohngegend mitten in der Pampa sich solch ein Etablissement befand. Kurz danach las ich im Bezirksblatt, dass es dort gebrannt hat. Das Feuer konnte aber rasch gelöscht werden. Als Folge des Brandes bekam das Haus einen neuen Anstrich. Wiederum wunderte ich mich über die Wiedereröffnung als Massageinstitut. Einige Leute die ich ganz naiv fragte, bestätigten mir die Existenz eines solchen Freudenhauses.
Eines Tages fuhr ich mit meinem Rad eine Runde, als mich ein sehr nervös wirkender Autofahrer anhielt und mich ganz auffallend fragte: “ Da gibt es doch so ein Haus für Massage. Ist das hier in der Nähe. Wissen sie wo das ist?“. “ Welches Haus meinen sie?“, war meine naive Frage. “ Eines mit einer roten Lampe!“. “ Nein, da täuchen sie sich. Das gibt es hier ganz sicher nicht. Das würde ich kennen. Da sind sie ganz falsch!“, war meine forsche Antwort. “ Wenn, dann müssen sie in die andere Richtung fahren, hier gibt es so etwas nicht!“, gab ich ihm zum Abschluss als Hilfestellung mit. Da meinte er zufrieden: “ Danke, auf Wiedersehen!“und weg war er.
Insgeheim kicherte ich, denn ich hatte ihn in die falsche Richtung geschickt. So dringend wie er die Lokation sichtlich gesucht hatte, hoffte ich boshafterweise, dass er sie nicht finden würde.
Es dauerte kein Jahr, dann brannte dieses Freudenhaus lichterloh. Es war Brandstiftung! Jemand wollte diesen Schandfleck, dieses Bordell entfernt wissen, um in der Wohngegend dort Ruhe zu haben. Man munkelte sogar, dass sich die Feuerwehr Zeit gelassen hatte. Heute steht ein neues Wohnhaus an der Stelle.
© Anna Geier 2020-04-23