Freunde

Luna C. Wolfframm

von Luna C. Wolfframm

Story

Vor einiger Zeit habe ich folgenden Spruch gelesen: „Freunde sind wie Sterne. Du kannst sie nicht immer sehen, aber sie sind immer da.“ Diesen Spruch finde ich sehr schön. Außerdem hat er für mich nach der Schule mehr an Wert gewonnen, als ich viele meiner Freunde nicht mehr regelmäßig gesehen habe. Nach dem Abitur ging jeder seinen eigenen Weg. Einige führte es ins Ausland, andere zogen in eine andere Stadt in Deutschland. Doch selbst diejenigen, die in meiner Stadt blieben, sah ich nicht mehr jeden Tag. Das war zunächst ungewohnt und ich musste lernen, dass mir nicht alle Freunde erhalten bleiben würden. Das fiel mir bis zuletzt sehr schwer.

Ich hatte beispielsweise eine Freundin, mit der ich mich während der Schulzeit sehr gut verstanden habe. Sie wusste nahezu alles über mein Leben und ich genauso viel über Ihres. Die täglichen Audios, die wir uns schickten, sorgten dafür, dass wir immer auf dem Laufenden waren. Nach der Schule nahm der Kontakt immer weiter ab. Im ersten Jahr nach dem Abitur trafen wir uns gerade einmal zweimal. Danach gar nicht mehr. Die Audios hörten ganz auf. Verzweifelt versuchte ich immer wieder Kontakt aufzunehmen, fragte, ob wir uns nochmal treffen wollten. Doch es war, als würde ich gegen eine Wand stoßen. Dennoch versuchte ich es immer wieder. Ich wollte einfach nicht wahrhaben, dass diese Freundschaft vorbei war. Irgendwann schrieb ich ihr eine lange Nachricht. In dieser schilderte ich ihr meine Sichtweise: Ich hätte den Eindruck, dass nur noch ich diejenige sei, die sich meldete und die an dieser Freundschaft interessiert sei. Es kam eine freundliche und ehrliche Antwort zurück, aus der jedoch klar hervorging, dass wir uns nicht wiedertreffen würden. Die Antwort verletzte mich im ersten Moment, doch gleichzeitig konnte ich endlich abschließen und das Ende der Freundschaft akzeptieren. Ich hatte schließlich alles in meiner Macht stehende getan.

In den Jahren darauf kam es noch öfters vor, dass ich mich von Freundschaften trennen musste. Zu akzeptieren, dass ich nicht alle meine Freunde behalten würde, fiel mir schwer. Außerdem musste ich lernen, dass nicht ich allein für das Aufrechthalten einer Freundschaft verantwortlich bin. Es gibt Menschen, die lernt man kennen und bleibt für immer mit ihnen befreundet. Das sehe ich zum Beispiel bei meinen Großeltern, die immer noch Kontakt zu Freunden aus ihrer Schulzeit haben. Doch es gibt ebenso Freundschaften, die nur für einen bestimmten Lebensabschnitt gedacht sind, zum Beispiel für die Schule, die Ausbildung oder das Studium. Das ist auch in Ordnung so. Es ist normal, dass sich zwei unterschiedliche Menschen in unterschiedliche Richtungen entwickeln und einfach nicht mehr zueinander passen. Ich kann nur mein eigenes Verhalten beeinflussen, indem ich mich regelmäßig bei meinen Freunden melde. Ob diese an einer Freundschaft mit mir interessiert sind, steht auf einem ganz anderen Blatt.

© Luna C. Wolfframm 2022-08-31

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