„Die Liebe ist das kostbarste Gut der Menschen. Menschen lieben Menschen. Menschen lieben Dinge. Menschen lieben sich selbst. Menschen werden immer alles tun, um zu schützen, was sie lieben. Liebe ist die mächtigste Waffe zu jeder Zeit und jedem Ort. So kann sie auch für das Böse benutzt werden. Und so entsteht aus Liebe Hass. Hass ist nicht das Gegenteil von Liebe. Man kann lieben und hassen. Das Gegenteil von Liebe ist Gleichgültigkeit. Gleichgültigkeit kann gerecht sein. Hass jedoch ist Zerstörung. Manchmal ist Liebe so stark, dass sie alles überschattet. Dann entsteht unter Umständen Hass, der alles zerstört. Diesmal sogar Raum und Zeit. Wenn wir dich aussenden, hat dieses Gespräch vielleicht nie stattgefunden. Ein Individuum eines Strangs hat es geschafft alle Stränge miteinander zu verbinden. Was einst ein Fluss sein sollte, ist nun ein Netz. Der Brunnen aller Schicksale wurde benutzt, um den Lauf der Dinge zu verändern. Wir brauchen dich, um dieses frivole Vergehen rückgängig zu machen. Gelingt dies nicht, fällt die Welt auseinander und der Brunnen versiegt. Jenes Individuum eines Strangs handelt mit Hass. Es denkt, es handelt aus Liebe. Beides ist nicht richtig. Es handelt aus Angst. Man kann Hass nicht mit Hass bekämpfen und Angst nicht mit Angst. Jedoch Liebe mit Liebe. Auch in Form einer freundschaftlichen Liebe… Tao, wir senden dich aus in ein einsames Rad aus Zeit. Such die Anomalie hinter alldem und werde deren Freund. Zeig ihr, wie stark die Liebe sein kann. Hilf ihr zu verstehen und wahrhaftig zu fühlen. Zeig ihr Freude. Zeig ihr Glück. Zeig ihr Opfer. Zeig ihr Verständnis. Nur so wird sie klar und das Netz im Brunnen kann gelöst werden.“ Tao begab sich aus dem Schneidersitz in eine aufrechte Haltung und erfragte voller Demut: „Wie kann ich das erreichen?“ Die Entität, die wie eine Sphäre vor ihm verharrte, tat Kund: „Sei ein Wächter. Sei ein Freund. Belehre das Individuum und führe es letztendlich zum Brunnen. Kann es in den Brunnen blicken und bleibt klar, darf es sich nicht vergessen im Labyrinth. Schafft es zu erklimmen den Ewigenturm, muss es sich entscheiden am wahren Brunnen.“ Tao erkundigte sich abermals verbeugend: „Wofür muss es sich entscheiden?“ Die Entität harrte einen langen Moment aus bevor es Tao die endgültige Antwort gab: „Gerechtigkeit.“ Das gottgleiche Wesen verschwand und Tao fiel in ein tiefes schwarzes Loch. Er war gerade erst geboren worden, doch wusste er bereits vieles über das Sein. Je tiefer er fiel, desto mehr von den leuchtenden Strängen konnte er vernehmen. Wie durch einen Dschungel voller Lianen befand er sich inmitten der anmutigen Pracht. Jeder dieser Stränge war also eine Welt und eine Zeit, durcheinander geraten vom Wunsch eines Einzelnen. Irgendwo musste Tao anfangen das Chaos zu bereinigen und diesem einen Menschen die Liebe näher bringen. Entschlossen und mit einem friedvollen Lächeln vorbereitet glitt er durch das Nichts und umfasste einen funkelnden Strang. Hier beann eine Geschichte.
Als er die Augen öffnete, befand er sich im Körper eines Kindes. Vor ihm stand ein Junge, nichtsahnend von der Macht, die er über das Universum in sich trug. „Mein Name ist Tao… und wer bist du?“ Der Junge rieb sich die Hände und schüttelte Taos Hand: „Ich bin Isaac.“
© Steven Sondermann 2023-05-25