Freundschaft als Fundament des Glücks

Hermann Exenberger

von Hermann Exenberger

Story

Sie, die Freundschaft, wird sehnsüchtig gesucht, leidenschaftlich gelebt, auch tragisch verraten und könnte doch im idealen Falle das Fundament und somit Grundlage des guten Lebens sein.

Albert Einstein nennt denjenigen einen Freund, „der die Melodie deines Herzens kennt und sie dir vorspielt, wenn du sie vergessen hast“.

Immer wieder kommt dieses Ereignis in meinen Kopf, ob ich will oder nicht. Ich war gerade in der Endphase einer wichtigen Projektarbeit und hatte für den folgenden Tag eine – relativ- wichtige Arbeit abzugeben. Da rief mich ein alter Freund an. Ihm wurde am Vortag unerwartet gekündigt, er war völlig aufgelöst, mit den Nerven fertig, und wollte vorbeikommen. Für meinen Schulfreund war sehr hörbar eine Welt zusammengebrochen. Er brauchte jemanden zum Zuhören, zum Reden, ja auch einfach zum Dasein. Ich sagte, er könne vorbeikommen, doch schob ich ein „Aber“nach, also eine Bedingung: Ich könne nicht den ganzen Abend und auch nicht den nächsten Tag mit ihm verbringen wegen der Projektarbeit. Er kam schließlich gar nicht. Offenbar, das begriff ich erst später (zu spät) brauchte er mehr als ein paar Stunden zum Reden. Er brauchte Bedingungslosigkeit. Ich erinnere mich noch an seine traurige Stimme, den Kummer, den er hatte. Und ich schäme mich noch heute, wenn ich daran denke.

Nein, so viel ist mir schon klar, ein Freund war ich damals nicht. Wie aber einer sein? In der Freundschaft-so meine Erfahrungen bildet sich ein auf Gegenseitigkeit aufgebautes Verständnis von Intimität heraus, das sich in moralischen Werten wie Vertrauen, Verlässlichkeit, Wahrhaftigkeit, Offenheit und auch Solidarität auszeichnet. Freundschaft-so meine ich-kann, wenn sie echt ist, ein Leben lang währen. Sie kann sogar beständiger sein als die Liebespartnerschaft, die zerbrechen kann. Bereits für Aristoteles, der als erster Denker die Freundschaft beschrieb, war klar: „Alle Menschen brauchen Freunde.“

Epikur sieht die Grundlage eines geglückten Lebens in der Freundschaft. So meinte auch der Philosoph der Lust: bei der Glückseligkeit geht es also gar nicht so sehr um die Entscheidung zwischen Konsum oder Enthaltsamkeit. Der gefährlichste Feind der Seelenruhe, so Epikur, ist die Furcht. Die Furcht lauert überall im Leben der Menschen: Furcht vor der Zukunft, vor dem Krieg, vor dem Tod und all den anderen Krisen, die uns umgeben und mit der wir alle leben müssen.

Gedanken über den „falschen Freund“

Der segensreichen Freundschaft steht aber gleichwohl die falsche Freundschaft entgegen, ja auch diese Erfahrung durfte ich schon machen. Der falsche Freund in der Gestalt des Schmeichlers unterwirft die Beziehungen einem taktischen Interesse. Er vertritt die Auffassung, dass in Freundschaften nicht der Vertraute gesucht wird, sondern der Vorteil, den er durch den Freund erlangen kann.

Worte und Umarmungen echter Freunde wirken Wunder.„Die Freundschaft ist eine wirkliche Säule im Leben“.

© Hermann Exenberger 2022-08-15