Fridolins Töpfchen-Abenteuer (Teil 1)

Leonie Bauer

von Leonie Bauer

Story

Fridolin muss mal. Ganz doll. Von Mama hat er gelernt, dass er jetzt aufs Töpfchen muss. Aber er hat Angst vor dem Töpfchen. Es ist unheimlich, so ganz allein im riesigen Badezimmer. Also muss Teddy mit. Fridolin rennt los. Er weiß, dass er im Flur eigentlich nicht rennen soll, aber er möchte alles so schnell wie möglich hinter sich bringen. In seinem Zimmer wartet schließlich Dacki, der Plüschhund, auf ihn. Vor dem Badezimmer angekommen, streckt Fridolin seine Hand zur Türklinke aus und öffnet die Badezimmertür. Obwohl durch das kleine Fenster viel Tageslicht in den Raum dringt, sieht das Töpfchen sehr bedrohlich aus. Wie ein Monster, das am liebsten alles verschlingen würde, lauert es am anderen Ende des Zimmers. Fridolin beschließt, dass er lieber doch nicht alleine aufs Töpfchen gehen möchte. „Mama“, ruft er, „Ich muss mal!“ Beinahe sofort hört er Schritte aus dem Wohnzimmer und die Tür öffnet sich. „Du solltest doch das nächste Mal alleine …“, setzt die Mama an, doch als sie den verängstigten Fridolin sieht, unterbricht sie sich. Sie nimmt ihn an der Hand. Mit Teddy auf der einen und der Mama auf der anderen Seite fühlt Fridolin sich nun schon viel sicherer. Entschlossen geht er auf das Töpfchen zu, setzt sich hin und erledigt endlich sein Geschäft. Als es platscht, fängt die Mama zu klatschen an: „Super gemacht, war doch gar nicht so schlimm! Du bist schon ein ganz ein Großer. Bald schaffst du das auch ganz alleine!“ Am selben Tag liegt Fridolin abends nach der Gutenachtgeschichte im Bett. Plötzlich merkt er, dass er mal muss. Ganz doll. Fridolin überlegt. Soll er alleine gehen? Er ist ja schon groß, schon fast drei Jahre alt. Und er will Mama stolz machen. Also nimmt Fridolin all seinen Mut zusammen und kriecht aus seinem Bett. Barfuß schleicht er über den kühlen Boden. Fridolin möchte die Mama nicht versehentlich wecken. Schließlich will er ihr beweisen, dass er schon ganz alleine aufs Töpfchen kann. Leise öffnet er seine Zimmertür und schlüpft hinaus auf den Flur. Auf Zehenspitzen geht er bis zur Badezimmertür, den Teddy hält er fest umklammert. Obwohl er gerade noch so selbstsicher war, bekommt er es jetzt doch mit der Angst zu tun. Wo tagsüber die Blumenvase steht, starrt ihn jetzt ein vierköpfiges Monster mit spitzen Zähnen an. Wo sonst der Regenschirmständer ist, hinter dem man sich so gut verstecken kann, sieht er nun die Gestalt einer bösen, alten Hexe, mit Hakennase und langen Fingernägeln. Fridolin überlegt, einfach nach der Mama zu rufen. Aber das kommt nicht infrage, er ist doch schon groß. Er darf keine Angst haben. Also streckt er seine Hand nach der Türklinke aus. Als er sie herunterdrückt, öffnet sich die Tür mit einem lauten Knarzen.

© Leonie Bauer 2023-07-22

Genres
Spannung & Horror, Humor& Satire
Stimmung
Abenteuerlich, Dunkel, Komisch
Hashtags