„Friede den Hütten – Krieg den Palästen“

Klaus Schedler

von Klaus Schedler

Story

Mein Deutschunterricht war nicht besonders attraktiv. Das Auswendiglernen von Gedichten, das Einpauken der deutschen Grammatik, Zeichensetzung, Rechtschreibung etc. all dies gipfelte bis zum Gymnasium in einem wenig reizvollen Wust von nachprüfbarem Wissen. Lehrplanmäßig hätte meine Schulzeit bei Heinrich Böll und Wolfgang Borchert geendet, während rundherum bereits Elias Canetti, Günter Grass ja sogar Wolf Biermann gelesen wurde.

In der Unterprima bekamen wir dann einen jungen, neuen Deutschlehrer. Der setzte uns als Schwerpunkt Georg Büchner vor die Nase. Ich versprach mir nicht viel davon und nur widerwillig sog ich mir den Hessischen Landboten ein, als es plötzlich „Klick“ machte: Da gab es doch tatsächlich etwa 150 Jahre vor mir jemanden, der seine ganze Kritik an der überkommenen Ordnung seiner Zeit furchtlos zu Papier brachte.

Mein Interesse war geweckt und ich verschlang innerhalb weniger Wochen sein gesamtes Werk. Zwar wurde ich deshalb kein besserer Schüler, doch gab es mir eine Befriedigung zu wissen, dass auch ich grad so wie andere vor mir meiner Unzufriedenheit mit dem damaligen Umfeld Ausdruck geben konnte. Mein Vorbild jedoch war nicht ein Rudi Dutschke oder Daniel Cohn Bendit, sondern dieser Revolutionär des Vormärz, eben Georg Büchner.

Im Studium schrieb ich weiter; keine Aufsätze mehr, sondern bald wissenschaftliche Darstellungen und in meiner ersten Berufstätigkeit waren es nur noch Forschungsberichte, die in weiterer Folge auch publiziert wurden. Hinzu kamen bald Vorträge und eine Lehrtätigkeit. Literarisch aber war der „Ofen aus“. Zwar blieb eine Sehnsucht, doch endlich wieder auch Dinge zu schreiben, die über die kühl-rationale Berichtsform hinausgehen, doch war sowas in meinem Berufsfeld einfach nicht gefragt. Als ich in Pension ging umfasste meine Publikationsliste viele Monographien und Zeitschriftenartikel sowie unzählige Vorträge. Dinge, die heute kaum mehr interessieren und die ich auch selbst für mich schon abgehakt habe.

Ich erinnere mich, einmal anlässlich einer Sponsion über eine Strophe des bekannten Abendliedes von Matthias Claudius gesprochen zu haben, die da lautet: „Wir stolzen Menschenkinder sind eitel arme Sünder und wissen gar nicht viel; wir spinnen Luftgespinste und suchen viele Künste und kommen weiter von dem Ziel“, womit ich meine Zuhörer allerdings ziemlich verunsichert habe.

Jetzt aber kann ich über Dinge schreiben, die mich bewegen und ich verfüge im Internet mit der Autorenplattform „story.one“ sogar über ein Medium, das es mir erlaubt, weitaus mehr Menschen anzusprechen, als es mir bislang je möglich war. Dank dem Herausgeberteam! Endlich kann ich schreiben, was mir ein Anliegen ist. Derzeit noch bei weitem nicht so revolutionär wie Büchner, wenn jedoch mehr als 10 Prozent der Leser positiv reagieren, so ist mir das Bestätigung genug und ich freue mich über jede einzelne Rückmeldung und sei es auch nur ein einfaches „Herzerl“.

© Klaus Schedler 2020-03-06

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