von Britta Marx
Ich denke, Ihr seid dort, woran Ihr immer geglaubt habt: im Himmel, bei jenen, die Ihr so geliebt und vermisst habt. Ich weiß, dass sie Euch alle freudig erwartet haben – so wie wir Euch nicht gehen lassen wollten und bis heute vermissen, hier bei uns.
Wie sehr habt Ihr Weihnachten geliebt und in uns die Liebe zu diesem Fest geweckt, so dass wir es bis heute lieben und uns wie einst als Kinder darauf freuen.
Ihr habt aus diesem Festtag etwas ganz Besonderes gemacht – etwas Geheimnisvolles und Tröstliches. Ihr habt Weihnachten den Geist der Menschlichkeit, der Liebe und des Miteinander eingehaucht und das hat sich fest in uns verwurzelt.
Ihr habt überhaupt das Wort „Liebe“ gelebt und uns gelehrt, dass Liebe nicht nur ein Wort ist.
Ihr habt gerne gelacht, gefeiert und wart fĂĽr alle da – Ihr habt die Familie in Schwung gehalten und wart der Leim zwischen allen Mitgliedern. Ihr habt in allem einen Sinn gesehen und uns immer erklärt, dass nichts umsonst passiert – alles hat seinen Sinn im Leben. Ich muss Euch glauben, auch wenn ich keinen Sinn sah, als Ihr hinĂĽber gegangen seid Mama, Du viel zu frĂĽh, und Papa – Du nach einem langen Abschied. Ich habe keinen Sinn darin gesehen, dass Ihr so leiden musstet, obwohl Ihr immer nur anderen geholfen habt. Aber ich will Euch vertrauen.
Seid mir nicht böse, dass ich „nur“ so an Euch denke – beinahe jeden Tag – und nicht so oft an Eurem Grab stehe. Ich glaube nicht daran, dass Ihr in diesem dunklen Grab liegt. Das passt nicht zu Euch! Ihr gehört nicht in die Erde – sondern auf die luftigen, weißen Wolken, wo sich extrem viel tut.
Jedenfalls, es ist wieder Weihnachten und ich vermisse Euch mehr als sonst. Was hättet Ihr wohl in dieser Krisenzeit gesagt? Vermutlich hättet Ihr nur geschnaubt und gesagt: “Es geht uns doch gut, wir haben alles, was wir brauchen, durch eine Krise muss man eben durch – nur wenn man zusammenhält, kann man schlechte Zeiten ĂĽberstehen”. Bei Euch war alles immer so einfach! Papa hätte gelacht, und irgendeinen Schabernack gemacht, um sich ĂĽber die Situation lustig zu machen. Da Ihr mir dies vorgelebt habt, versuche ich es auch mit Euren klugen Augen zu sehen. Danke dafĂĽr!
Es hat sich so viel getan, seit Ihr von uns die Nase voll hattet und in eine bessere Welt gezogen bist. Viel, worĂĽber Ihr Euch auch freuen wĂĽrdet. Aber ich weiĂź, Ihr seid im Bilde und vielleicht habt Ihr ja Eure Beziehungen spielen lassen? War das der Sinn, den ich nicht sehen konnte?
Egal – ich wünsche Euch frohe Weihnachten und ich wünsche mir, dass Ihr tatsächlich zu uns sehen könnt. Ich hoffe, dass Ihr Euren Glauben erfüllt bekommen habt.
Ich danke Euch, dass Ihr da wart bei uns – und ich danke Euch für alles was Ihr uns gelehrt habt.
Wie all die vielen Jahre denke ich gerade jetzt besonders traurig an die Zeit mit Euch. Traurig, weil Ihr nicht mehr da seid. Aber Ihr habt gesagt, ein Mensch ist erst richtig tot, wenn ihn niemand mehr vemisst. Das wird bei Euch niemals der Fall sein!
Frohe Weihnachten – ich hab Euch lieb und vermisse Euch Mama und Papa.
© Britta Marx 2020-12-18