von Sabine Benedukt
Nun ist er da, der Frühling, nicht mehr aufzuhalten. Hoffentlich. Die ersten alten, ausgewachsenen Kartoffel habe ich schon in Erde gelegt, damit wir im Sommer wieder was zu ernten haben. Und heute hat mein Mann unser Hochbeet mit frischer Erde aufgefüllt, nachdem ich den letzten Vogerlsalat geerntet hatte. Gleich darauf hat es zu regnen begonnen. Also muss alles erst mal ein bisschen sacken, ruhen sozusagen. Das ist gut so. Aber Pläne habe ich schon: Morgen wird Pflücksalat gepflanzt und Samen für den Maikönig (ein schmackhafter Kopfsalat) und Radieschen liegen bereit. Auch Karottensamen sind gestern im Blumenkisterl mit viel Hoffnung von mir gesät worden, während mein Mann sich um die praktischen Dinge kümmerte, die zu erledigen sind: Gartenmöbel und Regentonne aufstellen und den Brunnen wieder in Betrieb nehmen. Es macht uns Freude, wenn alles wieder am rechten Platz steht.
Heute habe ich eine halbe, kleine Eierschale im Garten gefunden, das heißt da sind schon ein paar neue Gartenbewohner geschlüpft. Zu überhören sind sie nicht. Es piepst und zwitschert rundherum. Wer genau? Das habe ich noch nicht herausgefunden. Amseln, Spatzen und Meisen sind viele da, alle anderen sind leider etwas scheu und nicht so leicht zu sehen. Eine Hummel hat mich beim Garteln auch schon umbrummt. Wahrscheinlich war sie neugierig, was da so los ist. Ich habe sie freundlich begrüßt, weil sie auch ein Frühlingsbote ist, genau wie die ersten Schmetterlinge, die zaghaft herumflattern.
Da ist mir ein lustiges Erlebnis vom letzten Sommer eingefallen: Beim Jausnen im Freien war eine Wespe nicht davon abzuhalten, unseren Leberkäse zu kosten. Um des lieben Friedens willen haben wir ein ganz kleines Stück für sie auf einen extra Teller gelegt, damit wir unbesorgt den Rest essen konnten. Während wir uns also unseren Anteil schmecken ließen beobachteten wir amüsiert die Wespe, wie sie mit ihren kleinen Beißwerkzeugen ein Stück Leckerbissen vom Rest trennte und sich dabei mit den Hinterbeinchen mit aller Kraft mehrmals dagegenstemmte, bis sie endlich einen für sie tragfähigen Teil vom Leberkäse getrennt hatte. Sie nahm ihn zwischen ihre kleinen Beine und flog damit davon. Es war uns noch nie aufgefallen, dass Wespen etwas wegtragen. Bisher dachten wir, sie fressen an Ort und Stelle. Nach kurzer Zeit kam wieder eine Wespe zum direkt für sie bereit gestellten Teller und trennte auf die gleiche Weise ein Stück vom Leberkäse ab und flog weg. Wir fanden das sehr witzig und rätselten: Hat sie einer Freundin Bescheid gesagt, Du da gibt es Leberkäse ohne viel Herumgefuchtle, ganz friedlich, einfach abzuholen? „All you can eat“, sozusagen. Oder war es die gleiche Wespe, hatte sie sich den Teller gemerkt und nochmal eine Ration geholt? Wir staunten nicht schlecht, als sie auch noch ein drittes Mal kam, noch ein Teilchen Leberkäse nahm und davonflog. Wie gescheit so ein kleines Tier sein kann unterschätzen wir Menschen oft. Lachend stellten wir uns vor, wie sie irgendwo in ihrem Nest nun gemütlich auf dem Rücken liegt, sich den dicken Bauch hält und nach der anstrengenden Arbeit und dem Festmahl ein Nickerchen macht. Ich freue mich jetzt schon auf die Entdeckungen, die die Natur im neuen Gartenjahr für uns bereithält.
© Sabine Benedukt 2025-03-23