von Renate Nowak
Das schmatzende Geräusch der Badeschlapfen eines saunierenden rotbackigen Nacktarsches, klingt durch die Vorabendstille. Von meiner Küche bzw. meinem Balkon aus schaue ich direkt in den Innenhof einer Sauna. Soeben scheint ein Aufguss vorbei zu sein und er ist einer der Ersten, die jetzt vereinzelt über ein paar Stufen noch oben dem Pool zustreben, der in einem intimen, kleinen Garten eingebettet liegt. Dieser Blick vermittelt mir immer ein bisschen Urlaubsgefühl.
Die Schatten sind schon länger geworden und bald künden die Wolken im Westen, in orangerote Farbe getaucht, den hereinbrechenden Abend an.
Noch fangen sich die letzten Sonnenstrahlen in den üppigen Blüten der japanischen Zierkirschen, die zu dritt den Platz direkt unter meinem französischen Küchenfenster besetzt halten. Die vergangenen warmen Tage ließen die Knospen aufspringen und jetzt haben ihre leuchtend kitschigrosa Blütenbüschel das Maigrün der Blätter übertrumpft. Der süßliche Geruch, den sie verströmen dringt zu mir hoch auf meine Loggia.
Visavis hat sich das Pärchen von Bergahornbäumen bereits mit den grüngelben Trauben geschmückt, die bald schon die ganze Umgebung mit ihrem goldenen Blütenstaub einhüllen werden. Über einige Wochen hinweg wird jeglicher Reinigungsversuch von Fenstern oder Balkonmöbeln binnen Minuten wieder zunichtegemacht. Trotzdem liebe ich diese beiden mächtigen Bäume – ich kann ihr Wachsen beobachten. Sie überragen schon den 4. Stock des Hauses im anschließenden Hof. Jedes Jahr verdecken ihre Äste nicht nur immer mehr Fenster mit ihrem so angenehmen Grün, sondern sind auch Wohnraum für viele Vogelarten. Das Haus dahinter ist zartgrün gestrichen und fügt sich daher sehr harmonisch in das Bild ein, das sich mir bietet.
Vom Spielplatz im Hof, mit einem Klettergerüst und einem Sandkasten bestückt, verklingt das Kinderlachen. Die Kleinen wurden zum Abendessen gerufen und Stille bekommt Raum.
Noch strahlt die Sonne angenehme Wärme aus. Auf meiner Loggia kann ich sie bis zum Untergehen genießen.
Vereinzelte Insekten suchen nach Nahrung. Meine Blumenkisterln sind schon bepflanzt. Ich habe wieder das ganze Programm von Sommerblumen ausgeschöpft, um aus meinem kleinen Reich eine Blütenoase zu machen, in der ich mich dann den ganzen Sommer über suhlen kann.
Die Klematis hat bereits ihre ersten Ranken auf Klettertour geschickt und ein paar Stiefmütterchen vom Vorjahr lachen mir mit ihren bunten Gesichtern zu. Siehst du, wir haben überlebt! Diese immer wiederkehrende Auferstehung der Natur ist mein Füllhorn für Kraft und Freude.
Mit einem Buch sitze ich in der verglimmenden Sonne. Die Verkehrsgeräusche sind kaum wahrnehmbar. Dafür umso mehr das kostenlose Konzert der gefiederten Sänger, die auf den Abend einstimmen. Besonders das Solo der Amseln klingt noch lange in mir nach, wenn ich mich etwas später, der einsetzenden Kühle wegen, wieder in mein Wohnzimmer zurückziehe.
Renate Nowak Wien., 01.05.2010
© Renate Nowak 2021-03-04