Funken von Glückseligkeit

Devi

von Devi

Story

Leise Tropfen im Wiener Walzertakt, regensame Zweisamkeit, Freundinnendankbarkeit. Auf ins Bett. Ein Sonntag bei Lisa. Mit einer handvoll Schwarzbeeren genieße ich mein neues zweites Zuhause.

Lisa hat mir Unterschlupf gewährt. Erholung von Familie, von den Turbulenzen der letzten Wochen und vor allem von meiner Rolle als Versorgerin, Zurverfügungsteherin, Es-allen-recht-machen-wollerin, Sich-im- Zimmer-verkriecherin, Schlechtesgewissenhaberin.

Es wird immer klarer, das diese Rollen nicht mehr passen. Ich tausche sie aus. Verwandle mich in eine behutsam ihre Pflichtenerledigerin, bei allem ihren Körper Wahrnehmerin, sich selbst immer besser Kennenlernerin, Zutrauerin, Ermutigerin, Loslassserin, Vergeberin, Imjetztleberin.

Dabei ist es auch wichtig für mich einzustehen, zu mir zu stehen, mich zu zeigen, mich mitzuteilen, diese Zeit mit all ihren Möglichkeiten und Herausforderung bewusst zu erleben.

Beim Tanzen heben sich meine Arme, gemeinsam mit den Händen kreisen sie im Himmel. Wurzelbeine wachsen und dringen durch den Boden, verbinden mich mit Mutter Erde. In ihrer Mitte bin ich gehalten, verankert, gefestigt. Im Stehen, im Tanzen, im Gehen.

Die Fußsohlen kribbeln und fühlen sich wohl auf dem weichen Polster, der ihnen ein paar Augenblicke später als Unterlage dient. Musik schwingt rund um mich, in mir, durch mich. Sie lässt mich Hingabe ans Leben spüren. An diesen einen kostbaren Augenblick, hier und jetzt in diesem Leben in diesem Körper.

Zu meinen Füßen die allerliebste Hündin. Treue kenne ich, seit sie in unsere Familie gekommen ist. Treue und was es heißt zu beschützen, zu bewachen, aufzupassen auf das Rudel. Die Treue zu mir selbst wächst neben ihr und vielleicht auch durch sie. Die Ahnung davon, dass es einfach vollkommen ausreichend ist hier zu sein, am Leben teilzunehmen, ohne Leistung und Erfolg. Leben mit euch allen zu teilen so dankbar und glückselig als möglich, so traurig, wütend oder starr es die Zeit fordert.

Dieses Licht kann leuchten in dunkler Zeit. Es lässt sich nicht aufhalten, nicht bremsen nicht verstecken. Es leuchtet einfach ganz umsonst. Sonst gibt es nichts zu tun. So lebe ich von jetzt zu jetzt und fühle die Hingabe, die es mir ermöglicht das Tor am höchsten Punkt der Wanderung zu öffnen. Ebenso das Tor zum tiefsten Kellerloch meiner Unterwasserwelt. Hingabe heißt der Schlüssel heute für mich. Und höhere und tiefere Eingänge werden folgen, vielleicht?

Ich öffne mich in dem ich höre, sehe, fühle, wahrnehme. Ich bin frei, weil ich weiß, dass die Freiheit zu mir gehört als Selbstverständlichkeit. Die ich bin, ist frei. Mein Körper als Fahrzeug, als Zuhause, als Tempel, als Wohnstätte. Für dieses eine “Ich bin”, das dich und mich und Baum und Tier und Stein vereint.

© Devi 2021-08-02

Hashtags