von Maria Beutel
Freitagabend, der 10. November
23:00 Uhr
Anna lag hellwach in ihrem Bett und grübelte. Bevor sie zu Bett gegangen war, hatte sie ihr ganzes Zimmer auf den Kopf gestellt, in der Hoffnung die Porzellanballerina irgendwo zu finden. Aber ihre Suche erwies sich als erfolglos. Anna hatte ein schlechtes Gewissen gegenüber Sarah und Michael, weil die beiden ihr die Ballerina dieses Jahr zu ihrem 13. Geburtstag am 12. August geschenkt hatten. Gegenüber Sophie hatte Anna ebenfalls ein schlechtes Gewissen. Sie musste unbedingt nochmal mit ihr reden. Sie nahm sich fest vor, Celine morgen abzusagen und Sophie zu besuchen. Irgendwann war sie von der Grübelei so müde, dass sie einschlief und in einen seltsamen Traum verfiel. Sie träumte von der Weihnachtsaufführung. Aber nicht sie tanzte die Klara, sondern Celine. In den Armen hielt Celine nicht den Nussknacker, sondern Annas Porzellanballerina.
Samstagnachmittag, der 11. November 2023
Direkt nach dem Aufwachen schickte Anna Celine eine Nachricht, in der sie schrieb, dass sie sich nicht gut fühle und ihr deshalb leider absagen müsse. Am Nachmittag klingelte Anna bei Sophie an der Haustür. Sophie wollte Anna sofort die Tür vor der Nase zuschlagen, weil sie immer noch wütend auf ihre beste Freundin war. Doch Anna stellte ihren Fuß in die Tür. »Wir müssen reden, bitte«, bettelte Anna. »Na schön«, willigte Sophie ein und ließ sie herein. In Sophies Zimmer nahm Anna auf Sophies Schreibtischstuhl Platz und Sophie saß ihr gegenüber auf ihrem Bett. »Na, hat dich deine neue beste Freundin sitzen gelassen?«, fragte Sophie schnippisch. »Nein Sophie. Darum geht es gar nicht und Celine ist nicht meine beste Freundin. Du bist meine beste Freundin«, sagte Anna ernst. »Ach, davon hab ich aber in den letzten Wochen nichts gemerkt.« Sophie verzog ihr Gesicht und verschränkte ihre Arme vor der Brust. »Du warst schon immer meine beste Freundin und du wirst es für immer bleiben. Ich werde dich nie im Stich lassen schon gar nicht für Celine.« Anna setzte sich neben Sophie auf das Bett und legte den Arm um sie. Sophie sah sie ernst an. »Wirklich?«, Anna lächelte. »Ja, wirklich. Uns kann nichts mehr trennen«, versprach sie. »Versprochen?«, fragte Sophie und lächelte auch ein wenig. »Versprochen«, antwortete Anna. Dann umarmten sich die beiden lange.
Die beiden Freundinnen verbrachten noch den ganzen Nachmittag miteinander. Sie tranken Kakao und aßen Kekse, die Sophies Mama gebacken hatte, lachten und redeten viel miteinander. Doch von ihrem Traum erzählte Anna nichts. Schließlich war es nur ein Traum und außerdem hätten sie dann wieder über Celine gesprochen. Darauf hatte Anna keine Lust. Sie wollte den Nachmittag mit ihrer besten Freundin einfach nur genießen und alle negativen Gedanken hinter sich lassen.
© Maria Beutel 2024-08-08