G, sellige Johanna

Ein ¾ Jahrhundert lebe ich nun auf dieser friedlichen Welt. Nun habe ich es zum 1. Mal gemacht. Noch nie kam es mir in den Sinn allein so ein Unternehmen zu starten. Stellt euch vor, es ist Vormittag und nichts ist im Bauch – außer Tee. Das Brot ist alle, Weckerl auch, Müsli ausgegangen, Acidophilusmilch alleine, nein danke. Ich mache mich auf zum Bäcker meines Vertrauens. Er baut an, und verbäckt dann seine Mehlsorten zu herrlichem Bot und Gebäck. Die Sonne lacht, wie lange noch, und Platz ist frei. Ich nehme im Freien Platz und studiere die Karte. Schwere Entscheidung, aber ganz unten ein Angebot, kein Schnäppchen. Alles, was das Herz begehrt und ein Polaroid- Foto. So eine Idee dich beim Frühstück ablichten. Ja, da kann sagen, was man will, das hat was – Sektfrühstück mit Foto!

Selbstbedienung, herein gehen, bestellen und alles gleich mitnehmen. Das Ei würde später kommen. Dinkelweckerl frisch auf den Teller. Die Butter steinhart, aber die Sonne schafft das ganz schnell. Gleich ordentlich Honig auf die 1. Hälfte. Kleine Glasschälchen mit Deckel. Der Honig rinnt runter, bleibt am Glas kleben. Ich bekomme Besuch. Ich schiebe das Glas an den Tischrand, sollen sich die Wespen dort satt essen. Es hilft. Ich warte, es kommt kein Ei, die Johanna auch nicht, dabei habe ich Tischnummer sechs. Da fällt mir ein, ich habe bei meiner Bestellung die Tischnummer nicht angegeben. Sofort eile ich zurück ins Geschäft, die Tischnummer angeben. In 3 Minuten kommt es! Ein 4 Minuten Ei in 3 Minuten. Super. Das halbe Frühstück ist weg, da kommt das Egg. Im Vertrauen sagt sie leise zu mir, ich hab das Ei total vergessen. Tut mir leid. Die Straße und die Zufahrt im Blickfeld kriecht doch tatsächlich ein 52 Jahre alter Käfer daher. Ein schon seltenes Modell, 1303 mit den kleinen Rücklichtern. Elegantes Beige, top fit, von der Pandemie gefördert, wurde er für den Chef generalüberholt, Karosserie und Motor. So klingt der Wagen wie neu.

Am Nebentisch nimmt eine attraktive Frau ihren Platz ein. Sie stammt vermutlich aus einem unserer Nachbarländer im Norden oder Osten. Eine halbe Ewigkeit später kommt ein (ihr) Mann aus dem Geschäft, eine Flasche Wasser, einen Kaffee und ein Kipferl ( Hörnchen) in Händen. Oje, ein Handy läutet. Er telefoniert mit einem Freund und lotst diesen über die Autobahn nach Sattledt und weiter zur Bäckerei. Zu ihr gewandt, er kommt gleich. Sie gibt Antwort: Wir wollten doch shoppen. Der Freund noch 20 km entfernt. Er kommt nach geraumer Zeit und noch einer gesellt sich dazu. Und jetzt das Bild: Sie strebt ihrem Auto zu um zu fahren, die 3 Männer gehen ins Geschäft um zu bestellen. Ende der Vorstellung.

Ich habe mein umfangreiches Frühstück genossen, laue Luft, Sonne und unfreiwillige Geschichten erlebt, so ist die Zeitung ungelesen geblieben. 1 Stunde in meinem Leben, Freitag Vormittag. Die G, sellige Johanna habe ich nicht getroffen, aber gegessen, denn das ist der Name des Frühstücks.