Galiläa – das Land, das Jesus liebte

Christine Sollerer-Schnaiter

von Christine Sollerer-Schnaiter

Story

Galiläa ist das Land, wo Jesus mit seinen Jüngern gewandert ist, seine Botschaft vom Königreich Gottes verkündet und seine Wunder gewirkt hat. Am Nordostufer des Sees Genezareth liegt Kapernaum, “das Dorf das Jesus liebte”. Hier berief er seine ersten Jünger, die alle Fischer waren.

Er predigte in der Synagoge, deren Ruinen heute eindrucksvoll zu besichtigen sind. Auch die ersten Wunder wirkte er hier: Krankenheilungen, Totenerweckungen. Er hielt lange Lehrgespräche und erzählte Gleichnisse. So auch das Beispiel von den Kindern: “Und wer der Kleinen einen ärgert, die an mich glauben, dem wäre es besser, dass ihm ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und er ins Meer geworfen würde.” (Markus 9,42) – So schändlich haben Menschen der Kirche gegen diese Lehre gesündigt.

Von den eisigen Höhen des Golan kommend, wo wir unsere Soldaten besuchten, ist Caesarea Philippi wieder so ein Ort, der mich tief berührt und in mein Leben einsickert. Es ist der Ort an dem die Quellen des Jordan entspringen. Roter Felsen, sprudelndes Wasser, Wärme. Seit hellenistischer Zeit steht hier ein bedeutendes Heiligtum des Hirtengottes Pan und noch früher eine Baalskult-Stätte.

Jesus kam auf seinen Wanderungen auch hierher und ich stelle mir vor, wie das Trüppchen an diesem besonderen Ort lagerte, so wie ich, und Jesus fragte seine Jünger: “Ihr aber – für wen haltet ihr mich?” Und Simon Petrus antwortete: “Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes.“ ”Selig bist du, Simon … und ich sage dir, du bist Petrus und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen …” (Mt.16,13-20). Wer ist Jesus für mich?

Mein zweiter Sohn heißt Simon und obwohl er mit Simon Petrus nichts zu tun hat, ist dieser Ort an der Quelle des Jordan mein Platz für ihn. Der Felsen, das Wasser und diese bizarre Lieblichkeit der Landschaft. Ich will nichts auf ihn bauen, keinen Druck, keine Erwartungen. Die Kraft und die Wärme und die Freiheit, die ich hier empfinde, möchte ich ihm mitgeben.

Entlang des Ostufers gelangen wir nach Kursi – Gergesa, wo die Geschichte der Heilung von “Besessenen” angesiedelt ist. Die Ruinen eines alten byzantinischen Klosters mit wunderbaren restaurierten Bodenmosaiken, liegen inmitten eines wildromantischen Naturschutzgebietes.

In den Höhlen des Golans lebten geistig Kranke, abgesondert von der Gesellschaft. Der Mann, der Jesus entgegenkommt, ist von zerstörerischen Kräften geplagt. Dämonen im biblischen Verständnis sind abgespaltene, lebensschädigende Kräfte, die die Eingliederung in die Gemeinschaft verhindern.

Als er einen fragte: “Wie heißt du?“ antwortete dieser: „Quäle mich nicht. Was habe ich mit dir zu tun.“ Jesus wollte ihn aufnehmen in die Gesellschaft, aber das ist nicht so einfach. Das Misstrauen und das Festhaltenwollen am Anderssein, aber auch der tief sitzende Schmerz muss erst überwunden werden. – Das weiß ich aus meiner beruflichen Erfahrung. Symbolisch werden die bösen Geister im See ertränkt.

© Christine Sollerer-Schnaiter 2021-03-30