Ganz was anderes…

Giggu

von Giggu

Story

Diese Episode will ich euch nicht vorenthalten, ich hatte sie verdrängt. Letztens ist sie mir – keine Ahnung weshalb – wieder in den Sinn gekommen. Ich habe diese kurze, komische, fast unglaubliche Situation an einem Sommertag vor langer Zeit nie weitererzählt. Nach so vielen Jahren relativiert sich manches, erheitert sogar, daher rücke ich jetzt mit diesem G´schichtl heraus.

Noch jung und ungebunden, wie ich damals war, hatte ich einige “Party-Begleiter“. Für die jungen Herren und für mich galt eine angenehme, stumme Vereinbarung. Man musste zu diversen Partys oder Veranstaltungen nicht alleine gehen, konnte sich dort aber nach Gutdunken umsehen. Der jeweilige “Er” und auch ich unterhielten uns mit anderen Partygästen und flirteten was das Zeug hielt. Keine Eifersucht, keine Rechtfertigung. Manchmal sahen wir uns den ganzen Abend nicht. Es gab unterschiedliche Cliquen und ich hatte daher auch unterschiedliche “Party-Begleiter” – ich mochte alle, aber rein platonisch. Irgendwann hatte ich einen, nämlich K. aus den Augen verloren – oder er mich, das weiß ich nicht so genau. Eine Kommunikation fand damals über das Telefon-Festnetz im Haus der Eltern statt – nicht immer angenehm!

Mit der Zeit ließ das Partygeschehen nach, die meisten hatten schon Jobs. Ich arbeitete in der Stadt in Stephansdom-Nähe. Eines Tages meldete sich K. überraschend bei mir. Ich erfuhr, dass er einen gut dotierten Job in der Nähe der Freyung angenommen hatte. Wir vereinbarten, uns am nächsten Tag in der Mittagspause zu treffen, weil unser beider Arbeitsstätten in unmittelbarer Nähe lagen.

K. erwartete mich am vereinbarten Treffpunkt. Ich sah ihn das erste Mal seriös mit Anzug und Krawatte, freute mich über das Wiedersehen, aber ohne Herzklopfen! K. schlug vor, kein Lokal aufzusuchen, weil seine Mittagspause dafür zu kurz sei und er außerdem nicht unbedingt auf Kollegen treffen wollte. K. hatte sein Auto in der Nähe in einer Seitengasse geparkt. (Das war damals noch kurzparklos möglich). Er lud mich ein, im Auto am Beifahrersitz Platz zu nehmen. Er erzählte mir, dass er in der Zwischenzeit ein kleines Haus mit Garten am Rande von Wien erstanden hatte und Hobby-Taubenzüchter geworden sei. Ich brachte nur ein “Oh!” zustande. “Und wie geht es dir?”, fragte K., sah mich intensiv an, nahm meine Hand, führte sie zu seinem Mund, hauchte einen Kuss darauf, ließ meine Hand nicht los, sondern drückte sie in seinen Schritt.

In diesem Moment, und knapp bevor ich meine Hand angewidert zurückzog, klopfte es am Fenster der Fahrertüre und das Gesicht einer jungen Frau erschien vor der Scheibe. K. ließ das Seitenfenster herunter und es entspann sich folgender Dialog: K.: Was machst denn du da?“ Sie: “Ich habe einen Friseurtermin!“ K.: “Und da fährst du extra in die Stadt?” Sie: “Na, und. Wer ist übrigens sie?” K.: “Eine alte Bekannte.” Sie: “Ich muss weiter, aber darüber reden wir noch!!!” Und weg war sie.

Ich: “Wer war die junge Frau?” K. verlegen: “Meine Gattin.“

© Giggu 2022-01-09

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