Vorsicht! Spinnen! Garage des Grauens

MyBarefootSoul

von MyBarefootSoul

Story

Ich hatte ja mal – und das ist gar nicht lustig – eine heftige Spinnenphobie, die sich vor allem in jungen Jahren in panischen Schrei- und Heulausbrüchen bei Sichtung aller Achthaxern, die groß genug waren, dass man sie ohne Lupe noch erkennen konnte, äußerte.

Vor einigen Jahren entschloss ich mich aber zur Bekämpfung dieser Panik, da sich in meiner Garage im Herbst immer die wirklich ganz dicken, ganz fetten, ganz schwarzen und ganz ekeligen, handtellergroßen Monsterdinger einfinden, die vor der Witterung draußen Schutz suchen, und ich jedes Mal einen halben Herzkasper erlitt, wenn ich mein Auto benutzte. Früher galt aus reinem Selbsterhaltungstrieb das Highlander-Prinzip: „Es kann nur einen geben“. Entweder ich oder die Spinne. Was meist damit endete, dass ich die Tierchen mit dem Besen und hundertfach erhöhtem Adrenalinausstoß meinerseits recht unsanft und leider oft mit Todesfolge hinausbeförderte. Für beide Beteiligten also kein sehr befriedigendes Erlebnis!

Den Anstoß zu meiner „Resozialisierung“ gab dann der Besuch eines Seminars für Tierkommunikation, das mich durch die Erfahrungen der Seminarleiterin mit ihrer häuslichen Ameisenpopulation dazu anregte, mich mit diesen furchterregenden Kreaturen auf einer anderen Ebene auseinanderzusetzen. Ich hatte ja keine Wahl – ich musste öfter in die Garage und sie waren da! Und eigentlich wollte ich ihnen ja gar nichts Böses. Regenwürmer, Kröten, Schnecken, Käfer, Ratten, Schlangen – alle griff ich an und fand ich spannend, aber vor Spinnen flüchtete ich panisch. Das musste endlich ein Ende haben!

Also schlug ich generös über meinen Schatten springend den großen, dicken, fetten, schwarzen Wintergästen einen Pakt vor: solange sie mir nichts tun, also das, was man immer in den einschlägigen Filmen sieht, z. B. mich aus dem Hinterhalt anspringen, beißen, verfolgen, in den Haaren oder im Gewand verstecken etc., solange dürfen sie in meiner Garage wohnen.

Nun ja, was soll ich sagen? Sie haben bisher erstaunlicherweise alle ihren Teil des Deals zu 100 % eingehalten und ich musste dann wohl auch zu meinem Wort stehen. Sie durften alle bleiben. Alle.

Und die tennisballgroße Thekla lebt nun seit Monaten in ihrem Gespinnst direkt über dem Lichtschalter. Vor Jahren hätte mich alleine der schiere Gedanke daran, mit bloßen Fingern im Dunkeln versehentlich auf eine fette Spinne zu greifen, in die Nervenheilanstalt gebracht. Aber auch sie hat mich noch nie in den Finger gebissen, wenn ich im Finstern nach dem Kippschalter fummelte. Vielleicht ist ihr aber auch einfach nur zu kalt, um sich so schnell bewegen zu können!

Ich kann sie noch nicht anfassen und ich möchte sie wirklich nicht in meiner Wohnung haben. Ich kann sie aber ansehen, ohne erhöhten Puls und Hyperventilation. Die irrationale Phobie hab ich jedenfalls überwunden und ich sehe nun auch langsam die Faszination dieser Lebewesen.

Ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein Siebenmeilenschritt für mich!

© MyBarefootSoul 2020-09-18

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