von Erich Stöger
Mit dem Bus angekommen im Parque National Iguazú, geht es kurz darauf weiter mit dem Tren Ecológico de la Selva hinein in die Tiefen des Nationalparks. Wir genießen die Fahrt in der schönen Natur, die uns umgibt und auch, weil der Fahrtwind uns auch eine Kühlung vergönnt. Irgendwann ist es so weit und es heißt aussteigen. Was aber nicht heißt, dass wir bereits das Ziel erreicht haben. Nein, nun geht es zu Fuß weiter und nach einiger Zeit ist ein zwar noch leises, aber tiefes Grollen zu vernehmen. Der Dschungel lichtet sich und wir betreten einen breiten Holzsteg, der uns in den Rio Iguazú (Großes Wasser, 1320 km) hinausführt. Er ist breit und ermöglicht einen „Gegenverkehr“ für die Touristenströme. Das Wasser unter unseren Füßen wir zunehmend tiefer und das Grollen wird stärker und verwandelt sich schlussendlich in ein richtiges, nicht enden wollendes Donnern. Wir verspüren Feuchtigkeit auf allen nicht bedeckten Körperstellen, aber es gibt keinen Regen. Und dann, plötzlich stehen wir da. Die Aussichtsplattform ist zwar nicht klein, aber jeder möchte die Möglichkeit zu einem persönlichen Schnappschuss nützen und so dauert es eine Weile, bis wir den Rand erreicht haben. Das Gebotene versetzt mich in Schweigen. Der laute, immer anhaltende Donner und die Tiefe (80 m) des Wasserfalls ergänzen sich. Ich begreife den Namen „Garganta del Diablo“ (Teufelsschlund, im Schnitt 1800 m3/sek) ohne groß nachzudenken. Schütze deine Kamera, sagt mir eine innere Stimme, und das tue ich auch sofort. Man glaubt im Regen zu stehen. Etwaige Gespräche müssen fast Mund an Ohr und trotzdem in einer dementsprechenden Lautstärke geführt werden. Ich verzichte auf Gespräche und genieße dieses gewaltige Naturschauspiel. Anstatt sprachlich, gebe ich meinen Begleitern mit Gestik zu verstehen, ein Foto von mir zu machen. Abends, zurück in Puerto Iguazú und noch immer überwältigt von diesen unbeschreiblichen Eindrücken, besuchen wir ein typisches argentinisches Steakhaus. Morgen werden wir von der argentinischen Seite des Nationalparks auf die brasilianische Seite, nach Foz do Iguazú wechseln und auch dort eine Wanderung durch diesen faszinierenden Nationalpark machen.
Die Passkontrolle zwischen Argentinien und Brasilien war mir nicht ganz geheuer. Bewaffnetes Militär kam in den Bus und kontrollierte gründlich. Aber alsbald standen wir auf der anderen Seite dieses übermächtigen Spektakels und kamen wiederum nicht aus dem Staunen heraus. Wir befanden uns jetzt fast zu Füßen des Teufelsschlund und seinen Gebrüdern. Unglaublich, denke ich so still in mich hinein. Natürlich werden auch vor dem Salto Floriano stehend, Fotos gemacht und eine weitere Dschungelwanderung beginnt. In der eher knappen Freizeit, es war nicht geplant, aber als sich unsere Blicke trafen waren wir uns sofort einig es zu tun. Und zwar mit einem Jetboot, kreuzweise angeschnallt und mit Rettungswesten versehen, begann der Kampf gegen die Stromschnellen. Gegen die eine oder andere musste ein zweiter Anlauf gemacht werden. Als der Pilot dann auch noch hinter die herunterfallenden Wassermengen eines dieser gewaltigen Wasserfälle hindurchfand, waren wir sowieso schon am ganzen Körper nass. Ein Abenteuer der Sonderklasse und ich muss zugeben, dass meine Knie nach dem Aussteigen doch zitterten. Bei einem brasilianischen Abendessen konnten wir aber bereits wieder locker lachen und waren froh, dies alles erlebt zu haben.
© Erich Stöger 2025-05-17