Gartenliebe

Sabine Benedukt

von Sabine Benedukt

Story
Pasching 2023

Vor einigen Jahren konnte ich gar nicht verstehen, warum einem die Pflege eines Gartens so ans Herz wachsen kann. Ich wusste nicht wie das ist. Zeit sollte man schon haben, damit man es nicht als lästige Pflicht sieht. Aber wenn man dann Zeit und Arbeit investiert hat, dann kommt die Belohnung: die Erkenntnis, dass es gar keine Arbeit ist, sondern meist Vergnügen.

Gerne liegen wir im Sommer mit einem guten Buch gemütlich im Schatten. Aber irgendwann tut das Kreuz vom Sitzen weh und man braucht Bewegung. Also Gartenschere her, verblühtes abschneiden, ein bisschen Unkraut jäten, bücken, aufstehen, hinknien, schwitzen – und fertig ist die Bewegung – ganz ohne Fitnesscenter, und dazu noch an der frischen Luft. Und schließlich ist es ja nicht immer warm genug für den Liegestuhl, da ist das Garteln dann die beste Medizin.

Apropos Medizin: So ein Garten macht den Geist frei, Unkraut jäten ist wie meditieren, die Freude an einer schönen Blume, die man selbst gehegt und gepflegt hat, hebt die Stimmung. Rosenblätter, Ringelblume und Lavendel tun der Haut gut. Kräuter, die man anbaut, helfen gegen Bauch- und Halsweh, sind anregend oder beruhigend, regulieren den Blutdruck, steigern die Abwehrkräfte und machen sich auch gut im Kochtopf.

Womit wir schon beim nächsten Vorteil sind: Mit ein bisschen Tatendrang lassen sich Tomaten, Gurken, Salat und Kartoffel ernten, Beeren naschen und Fisolen einfrieren. Und für die Misserfolge gilt: Auch die Schnecken, Käfer, Läuse und Vögel brauchen was zu essen, diese Gelassenheit habe ich gelernt. Und mit biologischen Mitteln kann man auch so manches Tier in die Schranken weisen, oder Salat und Dahlien in Töpfen anbauen, wo die Schnecken nicht hineinkommen (die Klügere gibt nach).

Auch wenn unser Garten schon angelegt war, so kann man doch der Kreativität freien Lauf lassen: mal wird ein alter Schmalztopf zum Blumentopf umfunktioniert, oder ein neues Rankgitter lässt Rosen an der Wand hinaufklettern. Blumensträuße, Türkränze, Herbstdekorationen und Adventgestecke werden mit den Jahren und etwas Übung auch immer schöner. So produzieren wir auch weniger Müll. Unser geerntetes Obst und Gemüse ist auch unverpackt, und weil wir die Schalen auf dem Komposthaufen in frische Erde verwandeln, entsteht ein stetiger Kreislauf. Auch saure Milch und Kaffeesatz eignen sich gut als Dünger und Eierschalen helfen (nur bedingt!) gegen Schnecken, um nur ein paar Beispiele der Wiederverwertung aufzuzählen.

Was mir am besten gefällt? Das ist die Veränderung, die man beobachten kann. Man sieht das Leben, wie es kommt, wie es vergeht und wie bunt es sein kann. Man lernt wie die Natur ihre eigenen Wege geht und nicht alles gelingt. Und um die Natur geht es ja vor allen Dingen. Ich weiß jetzt, dass wir mit diesem Garten ein großes Geschenk bekommen haben, das sich so mancher wünschen würde, und dass es unsere Pflicht ist, ihn natürlich zu gestalten, damit sich alle Bewohner und Gäste wohlfühlen und ihren Platz haben.


© Sabine Benedukt 2023-12-15

Genres
Essen & Trinken, Lebenshilfe
Stimmung
Emotional, Hoffnungsvoll, Informativ, Inspirierend, Unbeschwert
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