von Annemarie Hülber
Vor einigen Tagen war es wieder so weit. Ein Supermond. Rund und hell. Wie die leuchtende Kristallkugel einer Wahrsagerin. Und dazu eine Sommernacht wie aus dem Bilderbuch. Diese lauen Sommernächte im Juli und August können was. Harmonie und Gefühle liegen in der Luft. Ruhe. Sanftheit. Manchmal auch Leidenschaft, Abenteuer und Leichtsinn. Wunderbare Nächte unter freiem Himmel. Gartensommernächte.
Seit vielen Jahren bin ich stolze Besitzerin einer Niederösterreichischen ‚Natur im Garten‘-Plakette. Man verpflichtet sich zu einer ökologischen, naturnahen Gartenbewirtschaftung. Die Anforderungen? Verzicht auf Torf und chemische Dünger. Dafür ein Komposthaufen und eine Blumenwiese. Es gibt eine Anforderungslist, aus der man zumindest einige Punkte erfüllen muss. Überprüft wird das durch den Besuch eines Gartenberaters. Für mich war das damals ein Erlebnis. Weil neben der ‚Überprüfung‘ gab es wirklich viele kreative Bepflanzungs- und Gartengestaltungstipps. Zusätzlich zur Plakette gibt es einen periodisch erscheinenden Newsletter. Neben den üblichen ‚was ist zu tun im Garten?‘-Beiträgen gibt es auch immer einen aktuellen Veranstaltungskalender. Im Juli und August gibt es zahlreiche Events zum Thema Gartensommernächte.
Mondscheinpicknick, Sternenpicknick. Vollmondnächte im Rosarium oder Schlossführungen bei Vollmond. Mondscheinkonzerte, Sing-mit-Konzerte. After-Work-Gartenpartys. Fledermausbeobachtungen im Schlosspark. Spaziergänge im Stiftsgarten. Das Angebot ist vielfältig und bunt.
Im Rahmen dieser Gartenveranstaltungen habe ich vor einigen Jahren an einer Nachtführung durch den Schlosspark Laxenburg teilgenommen. Bei einem Rundgang erfuhren wir etwas über die Geschichte von Schloss Laxenburg und bewunderten den in der Dunkelheit still daliegenden Schlossteich. Wir hörten von einer Biologin einen Vortrag über die Tiere, die nächtens durch den Park tollen, sahen Fledermäuse, ein Käuzchen und leuchtende Augen, die uns aus einem Gebüsch anstarrten. Und dann noch, als Highlight, konnten wir eine partielle Mondfinsternis beobachten.
Ein Professor von der Wiener Sternwarte hatte ein Teleskop aufgebaut und erklärte uns wie das ist, mit der partiellen Mondfinsternis. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich es mir nicht gemerkt habe. Es war wohl was mit Erdschatten. Durch das Teleskop habe ich die Venus und die Kassiopeia gesehen. Dann: ein heller Punkt, der sich schnell bewegte. Was meint ihr, was das ist? Ein Flugzeug, nein, der Punkt bewegt sich zu schnell. Ein Stern, eine Sternschnuppe? Auch nicht. Ein UFO? Fast. Es war die ISS, die wir vorbeiziehen sahen. Sehr aufregend. Um 2 Uhr früh verließen wir den Schlosspark. Es war eine wunderbare, aufregende, unvergessliche Gartensommernacht.
Foto: Beginn der partiellen Mondfinsternis im Schlosspark Laxenburg, 16.7.2019
© Annemarie Hülber 2023-07-06