von Margit Berger
„Bad Gastein, Hofgastein, Dorfgastein oder Sportgastein?“
Das ist die erste Frage, die mir Menschen aus Wien stellen, wenn ich von meinen vielen Wanderungen in Gastein, eigentlich dem Gasteinertal erzähle.
Und das ist auch eine ganz entscheidende Frage, vor allem für die Einheimischen.
„Ich bin koa Gasteiner, ich bin a Hofgasteiner“, betonen sie oder umgekehrt und korrigieren bei jeder Gelegenheit, wenn man allgemein über „Gastein“ spricht oder fragt, ob sie aus Gastein stammen. Die Bad Gasteiner und die Bad Hofgasteiner bestehen auf diesen Unterschied, woher sie kommen. Sie buhlen um die Kurgäste, Wanderer und Touristen in einem für Außenstehende unverständlichen Konkurrenzkampf. Beide Orte sind auf ihre Art einzigartig und wunderschön. Beide bieten die „Gasteiner Kur“ an. Kuren gegen rheumatische Leiden, Nervenleiden, Krankheiten des Bewegungsapparates und der Atemwege u.a. Der Knackpunkt des Streites ist und bleibt, wer für das besondere Flair des Tales zuständig ist und wer es „erfunden“ hat. Es geht um die Nutzung des heilenden Thermalwassers. Wer es entdeckt und wer es zuerst genutzt haben soll.
Am Heil-Stolleneingang wandere ich vorbei, wenn ich den Wanderweg von Bad Gstein über Böckstein nach Sportgastein nehme, wo ich vom Rauschen der Gasteiner Ache und vielen kleinen Wasserfällen begleitet werde. Die urigen Almen mit Kuhglockengeläut im Talschluß von Sportgastein wirken unberührt als sei die Zeit stehengeblieben wie ein kitschiges Postkartenmotiv. Im Winter ein Loipenparadies.
Bad Gastein fasziniert mich immer wieder mit den in den Bergen so ungewöhnlichen Hochhäusern, den morbiden, teils verfallenen Gebäuden, die von der k.und.k Zeit und der „Belle Epoque“ erzählen. Wenn ich mit der Bahn von Wien komme, stehe ich immer nach der Station Bad Hofgastein schon am Fenster und staune von weitem über diese bis zu zehnstöckigen Hotels, die um die Jahrhundertwende entstanden sind. Wie ein Bühnenbild taucht es nach einer Kurve auf!
Ein anderes Spektakel ist der aus circa 341 m hohen Schlucht tosende Wasserfall. Im Winter bezaubert er mit Dutzenden Eiszapfen und einzigartigen Gebilden in den unterschiedlichsten Größen und Formen mitten im Ortkern von Bad Gastein. Wenn man im Sommer bei Sonnenschein unmittelbar dort steht, scheint, glitzert und glänzt es in Regenbogenfarben märchenhaft mit einem ohrenbetäubenden Rauschen.
Bad Gastein war Startpunkt für Wandertouren und Gondelfahrten auf den Stubnerkogel, Spaziergang zur Bellevuealm, vis-a-vis die Windischgrätzhöhe oft mit regionaler Livemusik und einheimischen Schmankerln, wie den Kaspressknödelsuppe oder dem „Schwoarzbeermuas“, eine üppige Speise aus Butter, geröstetem Mehl und Heidelbeeren aus der Gegend.
All das, Snow-Jazz, Kurkonzerte in Bad Hofgatsein und ein Vollmondkonzert auf der Schlossalm waren Erlebnisse die mich süchtig nach dem Gasteinertal gemacht haben!
© Margit Berger 2020-03-28