Gebärmaschine #1

Bei unserem ersten Date, als wir im Café saßen und ich sie fragte, was sie bestellen möchte, da sagte sie, sie wolle keine Kinder. Sex wäre okay, das müsse ja sein, die Biologie verlange es von ihr und als Partnerin wäre sie dazu verpflichtet, aber sie würde sich sterilisieren lassen. Irgendwann würde irgendein Arzt seine Hand tief in sie hineinschieben, bis zum Ellenbogen, bis zu den Schultern, bis er halb in ihr verschwand, um dann alles herauszuziehen, was sie zu einer Gebärmaschine mache.

Sie verwendete genau dieses Wort, Gebärmaschine, hielt inne, ließ es auf mich einwirken, betrachtete dabei mein Gesicht, die Reglosigkeit darin, diese Ruhe, mit der ich alles kaschiere, und dann spuckte sie das Wort erneut aus, legte es auf den Tisch zwischen uns und biss sich auf die Lippen.

Ich reagierte nicht, ich konnte es nicht. Es war eine Information, die in meinen Gedanken keinen Platz fand, die keine Vorstellung zuließ, zu keiner Ahnung wurde. Sie war bloß da, ausgesprochen wie ein Versprechen, fast schon eine Drohung und doch glaubte ich ihr nicht. Es kam mir wie eine Übertreibung vor und weil ich diesen Gedanken nicht aussprechen wollte, schwieg ich.

Natürlich wurde sie ungeduldig. Sie wollte alles vorantreiben, das erste Date zu einem letzten machen, mich abschrecken und verjagen. Deshalb hielt sie es nicht lange aus, atmete laut aus, blies ihren Atem in meine Richtung und nahm mir sämtlichen Sauerstoff weg. Pauline beugte sich nach vorn, stützte den Ellenbogen auf dem Tisch ab, drehte ihr Gesicht zur Seite, hob eine Augenbraue hoch und betrachtete mich mit dem linken Auge genauer, als wäre das andere Auge dazu nicht in der Lage. Schließlich wollte sie wissen, ob ich das verstehe. Ob ich ohne das Wort Papa leben könne. Ohne kleine Händchen, ohne kleine Füßchen, ohne dreckige Windel und schlaflosen Nächte. Ohne die Idee einer Fortpflanzung. „Also“, sagte sie, lehnte sich zurück, gab mir wieder Platz zum Atmen, „kannst du das?“

Zuerst nickte ich, das gehörte sich, das verlangte sie von mir und dann antwortete ich, ich würde mir einen Cappuccino bestellen. Extra cremig, mit viel Zucker und so heiß wie nur möglich.