Geborgen in der Dunkelheit

Charlotte Schmidt

von Charlotte Schmidt

Story

Die Nacht war dunkel. Doch nicht auf unheimliche, düstere Weise. Die Dunkelheit strahlte Geborgenheit aus und eine Art von Nähe. Als bestünde in der Dunkelheit nur noch die reine Seele.

Die Dunkelheit der Nacht nahm mich mit ihren kalten Armen auf. Ich lief los, atmete die kühle, frische Nachtluft des Waldes. Je weiter ich lief, desto dunkler wurde es, ich sah kaum noch die Hand vor Augen. Doch weder fürchtete ich mich, noch stoppte ich auf meinem Weg. Die Dunkelheit ließ mich den Wald auf eine ganz andere Weise als am Tag wahrnehmen. Einige Vögel hörte ich zwitschern, nicht zu vergleichen mit dem Gesang, der den Wald am Tage erfüllt, dennoch hörte ich dem Gesang aufmerksamer zu. Die stetig knackenden Äste unter meinen Füßen ließen mich wissen, dass ich den Wanderweg schon längst verlassen hatte. Doch es war mir egal, ich wusste, ich war sicher. Ein unbestimmtes Gefühl zeigte mir den Weg. Ich lief vorbei an einem leise vor sich hinplätschernden Bach. Ab und zu vernahm ich ein Rascheln im Gebüsch, vermutlich die nachtaktiven Bewohner des Waldes. Immer, wenn eine leichte Brise durch den Wald fegte, raschelten die mit frischen Blättern besetzten Baumkronen der alten Eichen, Buchen und Birken. Ich lief und lief bis ich am Horizont einen schwachen Lichtschein erblickte. Je weiter ich mich dem sachten Scheine näherte, desto schärfer wurden die Konturen des Waldes, der langsam seine dichten Baumkronen lichtete. Dann erkannte ich, wo das Licht kam. Der Mond schien seicht und hell vom Himmel herab, als ich eine große Lichtung betrat. Ich blickte in den Himmel und Millionen von Sternen lächelten mir zu, ebenso wie der Mond. Die Milchstraße erstreckte sich glitzernd und glänzend über mir. Ich sank zu Boden, überwältigt von dem wunderschönen Anblick, den mir der Nachthimmel bot. Das Gras war feucht vom frischen Tau. Ich legte mich rücklings auf den weichen Untergrund und besah mir erneut den überwältigenden Himmel. So viele Sterne hatte ich noch nie gesehen. Ich versuchte sie zu zählen, doch es gelang mir nicht. Einige Sternbilder sprangen mir ins Auge. Ich sah Große Wagen und die Kassiopeia. Und während ich nach weiteren mir bekannten Sternbildern suchte, erleuchtete für den Bruchteil einer Sekunde, vielleicht auch für zwei oder drei, ein heller, leuchtender Streifen den Himmel. Einmal quer durch das Firmament, bis der Streifen verglühte in der kühlen Nacht, die dunkel und gleichzeitig voller Helligkeit war

© Charlotte Schmidt 2025-05-17

Genres
Romane & Erzählungen
Stimmung
Emotional, Inspirierend, Unbeschwert
Hashtags