Geburtstag mal anders

Unser Klub ist noch immer zu und trotzdem wollen wir uns gegenseitig nicht vergessen. Alle versuchen zumindest telefonischen Kontakt zu halten, aber das ist natürlich nur ein kläglicher Ersatz. Die Gruppe, die gemeinsamen Gespräche, das Kartenspielen, die köstliche Jause und auch die vielen kleinen Feste und Feiern, sie fehlen uns schon sehr.

Der Mai ist schon im Lande und auch den Muttertag konnten wir leider nicht gemeinsam feiern. Wir befürchten, dass es noch eine Weile so bleibt. Daher bemühe ich mich, trotz Corona, die Leute im Freien, nach allen Bestimmungen, zusammenzubringen, und lade alle Freunde in den Liechtensteinpark ein, den 85. Geburtstag von unserer Erika zu feiern. Alles ist streng geheim, Erika glaubt, mich alleine zu treffen und war sehr, sehr überrascht einen ganzen Haufen Leute aus dem Klub zu sehen.

Am Fensterbrett des Gebäudes haben wir die Geschenke aufgebaut, Bänke zusammengeschoben, um Abstand zu halten, mit Maske und nur drei Personen auf einer Bank. Stehend und mit Abstand haben wir so ihren Ehrentag gefeiert und Erika hochleben lassen. Auch ein süßer Gruß wurde verzehrt. Alle haben sich gefreut, endlich einander wiederzusehen. Die Überraschung ist uns wirklich toll gelungen. Erika hat gestrahlt und war sehr gerührt. Jeder hat ihr, ohne die Hand zu geben, gratuliert und ich habe ein paar Zeilen für sie geschrieben:

„Mein liebes altes Haus!

Trotz Corona lassen wir es uns nicht nehmen, Dir zu Deinem heutigen, halbrunden 85. Geburtstag zu gratulieren. Ein paar blöde Sprüche muss ich natürlich auch anbringen, auch eine Lobes-Hymne werde ich singen, nein, nicht singen, denn das wollt ihr nicht, ich werde nur reden. Aber auch streng werde ich sein.

Zuerst ganz streng: Ich befehle Dir, mehr als bisher, auf Dich aufzupassen und viel mehr an Dich zu denken!

So, jetzt zum Lob. Zuckerbrot und Peitsche diesmal umgekehrt. Du hast mir in den Jahren, die ich Dich kenne, eines ganz besonders gelehrt, und nicht nur mir, sondern allen im Klub. Du hast uns vorgelebt immer ein Lächeln für alle zu haben, immer freundlich zu sein und vor allem nie zu raunzen und sich zu beklagen. Wir alle wissen, dass es Dir nicht immer so gut geht, wie Du es uns zeigst und genau deshalb bewundern wir Dich. Weil Du ebenso bist, wie Du bist. Immer fröhlich, freundlich, mit einem Lächeln und sich nie beklagend.

Die Menschen, die am meisten gesehen, gefühlt, aber auch gelitten haben, tragen, wie Du, das schönste Lächeln im Gesicht. Zeige Dein Lächeln weiterhin, auch wenn es viele andere nicht tun. Dein Lächeln ist ansteckend und Deine, in jeder Situation, freundliche Stimme ist aufbauend für uns alle. Genieße Dein Leben, lache weiter, bleibe immer fröhlich, höre auf Dein Herz, greife nach den Sternen und bleibe bitte genauso wie Du bist. Genauso wollen und brauchen wir Dich. Danke, dass wir Freunde sind. Du bist eine Bereicherung in aller unser Leben.“

Danach gingen wir mit einem Lächeln im Gesicht und einem schönen Gefühl im Herzen nach Hause.