von Gina
Wir wohnen in einer Siedlung und wir haben zu allen unseren Nachbarn ein supergutes Verhältnis.
Alle unsere Nachbarn erhalten von mir ein Gedicht, das bei Kaffee und Kuchen vorgetragen wird, doch heuer gibt es ein massives Problem und das heißt kein näherer Kontakt. Risikogruppe, alt und nicht mehr so gesund, die einen, jung und dynamisch die anderen und da ist noch die Altersgruppe dazwischen, ein unüberwindbares Hindernis.
Und noch ein Stolperstein ist dazugekommen, man kann kein Geschenk kaufen, ja im Supermarkt Blumen oder so kitschiges Kleinzeug, aber ein richtig tolles Geschenk zum Runden haben wir nirgends gefunden.
Jetzt ist Kreativität angesagt und wir sind es, definitiv.
Das Gedicht, natürlich schön mit Blumen verziert, wird am Tisch vorm Haus platziert, jeder kann sich unterschreiben und das Geschenk, wir konnten nur einen Gutschein erwerben, den legen wir dazu. Jetzt die Einteilung der Gäste, ich und mein Mann stehen auf unserer Terrasse, die linken Nachbarn stehen im Vorgarten der Jubilarin, die Jubilarin und ihre Familie stehen auf der Terrasse ihrer Hauses und die Nachbarn von gegenüber stehen im Garten der Jubilarin, also gut verteilt. Jeder von uns hat ein Glas Sekt in der Hand, zwei Gläser für die Jubilarin und den Gatten befüllen wir und stellten sie ihnen auf ihre Terrasse ( es gibt eine Wendeltreppe vom Garten hinauf ). Die Vorbereitungen sind natürlich enorm, doch was tut man nicht alles für eine gute Nachbarschaft, Spaß beiseite. Jetzt müssen nur mehr die Jubilarin und ihr Gatte auf die Terrasse gelockt werden, natürlich wie in der heutigen Zeit üblich, per Telefon.
Ein Nachbar nahm sein Saxophon mit und spielte „happy Birtday“ ich las das das Gedicht vor und wir prosteten uns zu, aus fünf Meter Entfernung.
Diese Geburtstagsfeier wird uns lange in Erinnerung bleiben, denn das gab es wohl noch nie, also eine gelungene Premiere, in einer denkwürdigen Zeit.
© Gina 2020-03-27