Gedanken des Motorradfirmpaten

K. Bauer & H. Humer

von K. Bauer & H. Humer

Story

Kurt und Harry standen beieinander. Sie hatten endlich Zeit zum Durchatmen. Das war schon eine Stresspartie. „Wie geht es dir?“, fragt Kurt Harry, „was sagst du zu dieser Challenge? Die braust ja wie eine Dampflock über uns!“ Harry lachte ein wenig gekünstelt und nahm dann den Ball auf. „Normal bin ich für jeden Blödsinn zu haben, doch dieser Plan, den du mit Gott da ausgeheckt hast, ging mir im ersten Moment doch zu weit. Anfangs machte ich mir Sorgen um dich und hoffte insgeheim, dass du keine Fahrschule findest, die mitmacht.“ „Eine Frage“, bemerkte Kurt grinsend, „wer hat die Klamotten daher gebracht?“ „Na, ja“, lenkte Harry ein, „ich weiß nicht wirklich, wo die Idee hergekommen ist.“ „Aber das ist doch sonnenklar. Gott will Motorrad fahren! Also machen wir das.“ Harry nickt zustimmend.

Harry war klar, dass sich Gott und Kurt von dieser Idee nicht abbringen ließen. So richtig zündet Harry, als die Motorradfirmung ins Spiel kam. So war es meine Aufgabe als Motorradfirmpate, zumindest die bestmöglichen Bedingungen zu schaffen und das Risiko so weit wie möglich einzudämmen. Das Wichtigste beim Motorradfahren ist die Sicherheit. Da konnte ich meine Erfahrung einbringen. So sorgte ich für die notwendige Ausrüstung. Helm, Handschuhe, eine Motorradjacke und -hose mit Protektoren. Das war alles, was ich tun konnte. Ein ungutes Gefühl hatte ich trotzdem dabei. Auch wenn die beiden geistig topfit sind, so sind sie körperlich nicht mehr die Jüngsten. Was sich später noch bemerkbar machte. Als Pate war es meine Pflicht, die beiden beim Training zu begleiten. So fuhr ich an dem Samstagmorgen mit einem mulmigen Gefühl zum Salzburgring. Freudig wurde ich bereits erwartet. Humor ist das beste Mittel, um eine Anspannung etwas aufzulockern. Und die war ohne Zweifel in der Luft. Nach ein paar Scherzen von wegen Easy Rider, Rocker Opa oder Hells Angels Anwärter war es so weit. Zuerst suchten wir das „niedrigste“ Motorrad aus, damit die Füße auch ja den Boden erreichten. Nun musste sich Gott im Körper von Kurt in den Sattel des Motorrads schwingen. So die Theorie. In der Praxis waren wir weit von schwingen entfernt. Aufgrund Hüftproblemen wurde der rechte Fuß, mit Unterstützung des Armes nach vorne in die Höhe gestreckt und dann mühselig über den Tank geschliffen, bis er auf der anderen Seite sich wieder senken konnte. Es sah lustig und schmerzhaft zugleich aus. Ich hatte die Befürchtung, dass diese Akrobatiknummer zum Absteigen nicht mehr möglich war. Für immer wollte ich Gott im Körper von Kurt nicht auf dem Motorrad sitzen lassen und so zeigte ich ihm, wie er wieder absteigen bzw. aufsteigen konnte. Ich sagte zu Gott: „Sieh mir zu. Du steigst mit dem linken Fuß auf die linke Fußraste. Dadurch gewinnst du an Höhe und so kannst du dich wie bei einem Pferd mit dem rechten Fuß darüber schwingen und dann absteigen.“ So wie ich es ihm auf einem anderen Motorrad zeigte, kam er auch wirklich hinauf und herunter. Das war schon ein erster Teilerfolg.

© K. Bauer & H. Humer 2022-12-05