Gedankenlärm

Amelie Schmücker

von Amelie Schmücker

Story

Gedanken. Türmen sich wie Wellen in meinem Kopf. Ich kann sie nicht abstellen, kann bloß zusehen, wie sie ineinander fließen und sich wieder trennen. Manchmal plätschern sie leise im Hintergrund, doch meistens sind sie laut. Ein Sturm hinter meiner Stirn wirbeln sie durcheinander. Aufgaben, die erledigt werden müssen, Erinnerungen, Vorwürfe.

Sie jagen einander.

Schwellen an.

Versager. Flüstert es in meinem Kopf.

Elender Alki.

Diese innere Stimme, von der ich früher dachte, dass nur ich sie hätte, diese Stimme, die unser aller Leben moderiert, wie ein eingesperrter Nachrichtensprecher, wird lauter und lauter. Bis alle anderen Geräusche dagegen zu verstummen scheinen. Ich halte mir die Ohren zu, doch es hilft nichts.

Du hättest etwas aus dem Leben machen können.

Du hättest glücklich seien können.

Was ist nur mit dir passiert?

Ein Karussell, das niemals aufhört, sich zu drehen. Von dem Moment, da ich aufstehe, bis ich einschlafe, folgt ein Gedanke auf den Nächsten, wütet die Stimme in meinem Unterbewusstsein. Nachts wälze ich mich mit unruhigen Träumen.

Ich sehne mich nach Ruhe, doch in meinem Kopf ist ein Inferno. Ich schreibe alle Gedanken auf, die ich zu fassen kriege.

Versager.

Zerre sie aus den Tiefen meines Gehirns und spucke sie auf die Seiten meines Tagebuchs.

Was ist mit dir passiert?

All die Ideen und all die schrecklichen Gedanken, dass sie aus meinem Kopf verschwinden, dass sie aufhören würden mich zu verfolgen.

Elender Alki.

Doch es sind zu viele, ich kann sie nicht alle aufschreiben. Sie türmen und türmen sich, werden lauter und lauter. Ich will schreien, doch ich kann nicht.

Mein Kopf droht zu zerbersten, ich kann keine klaren Gedanken mehr fassen, doch immer noch werden sie lauter und lauter. Endlose Schreie in meinem Kopf.

Ich will, dass es aufhört, ich halte es nicht mehr aus, es muss aufhören, was kann ich tun, ich muss etwas tun, muss machen, dass es aufhört –

Stille.

© Amelie Schmücker 2022-08-26