Gedichte sind verpönt

MISERANDVS

von MISERANDVS

Story

Als ich zu schreiben begann im zarten Alter von etwa 13 Jahren, da war mein Erstes ein Gedicht. Ich schrieb es im Reli-Unterricht, und mein Lehrer – ein herzensguter Mensch, den ich heute Freund nenne – bestärkte mich darin, zu schreiben. Es wär wohl eine Gabe, die ich hätte, meinte er. Und Gaben soll man nicht verkommen lasse. Und als hätte er eine Blase aufgestochen mit seinen Worten, sprudelten die Gedichte und alsbald auch Kurzgeschichten nur so aus mir heraus. Ich folterte meine Deutsch-Lehrer und -Lehrerinnen damit, dass sie mein Geschreibsel korrigieren sollten. Und ich hatte Schwein, denn sie alle taten es gern. Und mit jedem rot markiertem Fehler, jeder Anmerkung wuchs meine Liebe zum geschrieb’nen Wort. Ich war zum Glück kritikfähig, wollte besser werden. Heut hab ich knapp an die tausend Geschichten und Gedichte in meinem ersten Blog gespeichert. Das sind nur die, welche ich aus meinem Wortegrab der vollen Zetteln und beschmierten Fetzen abtippen wollte. Ob ich mich als guten Schreiber sehe? Weiß Gott – nein! Ich bin ein passionierter Stümper, wenn es reicht. Doch – zugegeben – alle paar hundert Mal gelingt mir dann doch etwas, womit ich jemanden triggern kann. Dann kommen Kommentare wie: “Die Fortsetzung der Nachtgedanken!“ oder ”Du brauchst einen Verlag.“ oder “Ich hab geweint, es ist so traurig.” Und ich bin so verlegen und zugleich berührt, dass jemand lesen mag, was ich schreibe, sich Zeit nimmt für einen Kommentar. Am liebsten zöge ich dann diesen Menschen – kreischend, wild um sich schlagend, gegen dessen Willen – an mich und drückte , halste und küsste diesen, weil er mich glücklich macht.

Auf story.one gefällt’s mir gut. Besser, als auf WP, diesem Blog-Molloch. Die Leute hier sind nett und gnädig und kommentieren schön und tiefgründig. Sie inspirieren mich. Ich kann mich fallenlassen, schreiben, wie mir mein Schandmaul steht und was das mitunter zornige Herz diktiert. Die Zugriffe sind überschaubar, wachsen aber stetig, und ich lieb die wunderbaren Kommentare hier so sehr.

Und nun bin ich gefragt, was ich denn so dichten würde. Wo man einmal ein Muster lesen darf. Ich bin erneut verlegen, geniere mich. Zum Glück ist es verboten, Gedichte hier zu posten, und ich will keinem zumuten, sich durch WP zu wühlen.“Pacta servanda sunt.“, sagt der Jurist. Ich veröffentliche also kein Gedicht. Es tut mir leid. Hier liest mich zudem eine der schärfsten und härtesten steirischen Juristinnen, die ich kenne, die selbst davor nicht zurückschreckt, Kollegen mit selbstgebackenen Muffins mundtot zu machen. In diese Welt des Schmerzes will ich nicht eintauchen! (Nur Spaß! Ich mag dich gern und find dich herzwarm amüsant, du aus Datenschutzgründen ungenannte Poetin!)

Doch, was ich machen könnte, Trick 17 quasi: Die Kommentare wären frei, und fiele ein Gedicht von mir hier drunten rein, dann ging ich straffrei aus damit. So lasst mal hören! Soll ich oder nicht?

Doch Vorsicht! “Do ut des!” Ich will auch eure Reime lesen dürfen!

© MISERANDVS 2021-06-09

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