Gefährliche Fahrt

Elisabeth Hechenbichler, geborene Hetzenauer

von Elisabeth Hechenbichler, geborene Hetzenauer

Story

Wir kauften einen gebrauchten Land Rover Discovery, da es für meinen Gatten nach seiner Hüftoperation zu beschwerlich war, in seinen alten, tiefen PKW ein- und auszusteigen.

Eines Tages bemerkte ich, dass das linke Vorderrad bei starken Linkskurven im Kreisverkehr immer leicht quietschte. Meine Beobachtungen teilte ich zu Hause meinem Mann und einem Arbeiter mit. Sie behaupteten, dass es bei ihnen nicht quietsche und rieten mir, langsamer zu fahren. Nachdem die Jahresüberprüfung vor nur sechs Monaten erfolgt war, verzichtete ich auf eine Abklärung in der Autowerkstätte. Doch ich fuhr die kritische Linkskurve beim Kreisverkehr stets mit einem unguten Gefühl, da das Rad bei mir weiterhin quietschte.

Nachdem ich an einem Samstagnachmittag Friedhofsblumen gekauft hatte, fuhr ich wieder die besagte Linkskurve und bog 100 m weiter in den darauf folgenden Kreisverkehr. Dort wollte ich nach rechts abbiegen, da merkte ich plötzlich, dass sich das Lenkrad federleicht bewegen ließ, aber die Lenkung nicht mehr funktionierte. Der PKW fuhr nur mehr geradeaus. Ich stoppte das Auto mit der Handbremse. Schnell stieg ich aus und schaute vorne links, wo es immer gequietscht hatte, unter das Fahrzeug. Zu meinem Entsetzen sah ich, dass die Spurstange auf der linken Seite des Vorderrades schräg nach unten hing. Am Ende der Stange befand sich eine Kugel, die sich offensichtlich oben aus der Halterung gelöst hatte.

Es kam zufällig eine Polizeistreife vorbei, die sofort bemerkte, dass ich der Grund für den Verkehrsstau war. Der Polizist fragte, ob ich einen Unfall gehabt hätte und sagte, ich müsste den PKW so rasch wie möglich aus dem Kreisverkehrsbereich entfernen. Inzwischen wollte ein großer LKW mit Hänger auch stadteinwärts fahren. Da er aber auf der von mir blockierten Spur nicht fahren konnte, fuhr er gegen die Fahrtrichtung durch den Kreisverkehr und benützte die Einfahrspur als Ausfahrt. Es gelang mir, ein paar Meter nach vorne zu fahren, damit Autos hinter mir den Kreisverkehr verlassen und vor mir in den Kreisverkehr einfahren konnten. So löste sich der Stau wieder auf.

Ich verständigte meinen Mann, der sich zusammen mit einem Arbeiter den PKW ansah. Mein Mann legte sich – samt Hut – unter das Auto auf den Boden und betrachtete den Schaden. Sofort stürmten Schaulustige herbei und wollten ihn fotografieren, weil sie ihn für tot hielten. Der Arbeiter band um die herabhängende Spurstange einen dicken Strick und befestigte sie an einem oberhalb befindlichen Haken. Dadurch war der PKW wieder voll manövrierbar und mein Mann lenkte den PKW langsam aus dem Kreisverkehrsbereich heraus und nach Hause.

Am Montag fuhr ich den PKW behutsam in die Kfz-Werkstätte und es wurde eine neue Spurstange eingebaut. Hätte sich diese Panne bei hohem Tempo auf der Autobahn oder auf einer kurvigen Bergstraße ereignet, wäre sie nicht so glimpflich verlaufen.

© Elisabeth Hechenbichler, geborene Hetzenauer 2022-11-14

Hashtags