von Stefanie Schmidt
Bäume, Häuser und Lichter, alles schoss verschwommen an mir vorbei. Ich musste ein paar mal blinzeln als ich meinen Kopf vom Fenster des Zuges abwandte und das grelle Licht in meine Augen viel. Draußen war es bereits dunkel, nicht überraschend es war ja auch schon 23Uhr.
,,Nächster Halt Stuttgart Hbf“, ertönte die Stimme des Schaffners. Na endlich dachte ich mir. Schnell schnappte ich meinen Rucksack unter den Füßen und wollte ihn mir über die Schulter werfen, als eine Frau hinter mir sagte: ,,Pass doch auf verdammt“. Sie hielt ein Baby auf dem Arm, mit dem anderen trug Sie eine große Tasche und ein zweites Kind klammerte sich an ihrem Bein fest und zerrte an ihrer Hose: ,, Mama ich will auch getragen werden.“ „Ich habe nicht drei Arme und du bist groß genug alleine zu laufen, jetzt komm.“ Nach dieser Aussage warf sich das Kind, ich schätzte es auf vier Jahre, schreiend auf den Boden und schrie nun :,, Ich will aber.“ Die Mutter seufzte und stellte Ihre Tasche ab, sie wirkte gestresst und mit den Nerven am Ende und das war mal wieder ein Beweis, wieso ich keine Kinder in der Zukunft wollte. ,,Brauchen Sie Hilfe?“, fragte ich die Frau. ,, Nein, passen Sie nächstes mal einfach besser mit ihrem Rucksack auf“ und damit packte Sie das schreiende Kind unterm Bauch, griff nach der Tasche und stieg mit Mühe aus dem Zug aus. Ich seufzte, immer waren hier alle Menschen so im Stress, wenn ich in Köln durch die Stadt lief, fragte ich mich oft, ob die Menschen nicht bemerkten wie das Leben an Ihnen vorbeizog, ohne dass sie etwas davon überhaupt mitbekamen. Die meisten starten auf Ihre Handys und liefen zum nächsten Termin der auf sie wartete. Zur Arbeit gehen, Geld verdienen, sesshaft werden und dann eine eigene Familie gründen am besten mit zwei Kindern damit auch schön die Rente abgesichert wird, das war der typische Lebenslauf eines jeden Deutschen Einwohners. Versteht mich nicht falsch, nichts ist falsch damit wenn man diese Wünsche für seine Zukunft hegt, doch je näher ich meinem Bachelor Abschluss komme, desto schwerer fällt es mir mich mit diesen Normen zu identifizieren. Ist das wirklich alles? Ist das wirklich das, was wir als sogenanntes Leben bezeichnen? Was ist mit Abenteuern, mit Wagnissen, neue Kulturen und Menschen kennenlernen, Reisen und Erinnerungen fürs Leben schaffen die einem keiner mehr nehmen kann. Was ist falsch damit nicht den Weg der Gesellschaft zu gehen, mehr zu wollen als andere?
Woher kamen diese Gedanken jetzt schon wieder her, ich wusste selbst das ich nicht ewig von Mamas und Papas Geld leben konnte und auch nicht wollte. Nein, ich wollte meine Eltern Stolz machen und Sie, wenn Sie einmal Hilfe benötigen würden, unterstützen können. Ich lief zur S-Bahn, dieses Wochenende ging ich zum ersten Mal auf eine Hochzeit. Das war verrückt, denn die Person die heiratete war eine Freundin von mir die nur ein Jahr älter war als ich, 23 um genau zu sein.
© Stefanie Schmidt 2024-07-12