von Elias Koslow
Mein sibirischer Opa starb kurz nachdem wir geskyped hatten. Es war mitten in einem Tutorium mit 10 weiteren Menschen aus der ganzen weiten Welt. Wir saßen zusammen an einem Tisch und besprachen aktuelle Probleme im europäischen & globalen Gesundheitsbereich. Mitten in einer Diskussion rief er an und ich ging ran. So zeigte ich ihm was soeben in meinem Leben geschah. Es war das letzte Mal, das ich ihn sah, den Vater meines Vaters. Jeden Tag war er frisch rasiert und wohl gelaunt anzutreffen. Er brachte jeden zum Lachen, als wäre es seine Lebensaufgabe, dafür liebe ich ihn so sehr. Einst sagte er mir, nachdem er ein Telefonat von mir mithörte Folgendes, lache, nur wenn’s lustig ist, nicht aus Gefälligkeit. Dieser Rat gab mir stets den Mut ein Unternehmen, oder Situation zu verlassen, wenn es für mich moralisch nicht tragbar war. Er hatte danach noch mehrmals versucht mich anzurufen, aber ich war zu busy. Was soll ich sagen, ich war mit Leib und Seele verliebt, studierte im Ausland etwas, das ich liebte, lebte in einer WG mit eigenem Garten und saß mit der weiten Welt am runden Tisch. In derselben Zeit erlitt meine Familie viele Tiefschläge und unser Hof stand zum Verkauf. Ich spürte damals wie diese Situation an meinen Wurzeln zu sägen begann und so traf ich eine Entscheidung und beschloss meine eigene kleine Welt zu retten. Denn, wenn die Familie Hilfe braucht, dann möchte ich alles stehen und liegen lassen und da sein. Das klingt nun 7 Jahre später einfacher als es wirklich war. Mit der eigenen Familie im Einklang zu leben ist ein permanenter Hinderniss-Parcours mit vielen rutschigen Ecken. Wie ein kosmisches Gleichgewicht, dann wenn es mir prächtig geht und es schöner nicht sein könnte, hat jemand in der Familie ein Problem hat und wirft es mir an den Kopf wirft und der kurze innere Frieden verfliegt. Dies hat allerdings einen Umstand, der nicht außer Acht zu lassen ist, wenn ich selbst Hilfe brauche ist meine Familie und Freundeskreis da und hält mich in der Zeit aus, bis die Wogen sich glätten. Was haben wir alles durchgestanden zusammen, unzählige Momente des Lebens die wir teilten. Meinen weltlichen Frieden hab ich lange suchen müssen, denn der größte Teil meiner Verwandtschaft lebt in Sibirien, viel weiter weg geht es kaum noch. So trage ich meine familiären Wurzeln mit in meinem Herzen und lebe zufrieden wieder in unserem Dorf in Hessen. Russland ist für mich eine faszinierende Kultur mit blühender Natur. Die Kälte hat die Menschen dort früh gelehrt, in der kleinsten Hütte ist noch Platz wen jemand Hilfe und Gastfreundschaft ersucht, um sich aufzuwärmen, zu essen und in die Sauna zu gehen. Minus 30 Grad macht erfinderisch & emphatisch. Russland ist mein Ursprung, Twiste meine Heimat und Amerika steht für mich für alles Neue, der Welt hinter dem Horizont des Dorfes. Ich wünsche mir von Herzen Frieden zwischen diesen Raufbolden und das Europa die Mitte bewahrt und wir den Weg des Friedens als Menschheit wählen. Was würde jeder frei wählen bei der Frage nach Krieg, oder Frieden? Misslungene Kommunikation müssen wir Auge in Auge und friedlich klären um uns aus der Verwicklung, zu entwickeln. Jeder Akt der Gewalt verursacht nur weitere Verwicklungen, so wie Lügen es tun. Darum ist das Gespräch miteinander über Frieden hilfreich, um so weitere Türen zum selben Haus zu entdecken.
© Elias Koslow 2024-08-31