von JABE
Es ist der letzte Tag im MĂ€rz und wir haben einen wolkenlosen Himmel. Zu Hause sagen wir dazu âdas Wetter ist kaputtâ und es sind drauĂen sage und schreibe 25 Grad, ja, Plusgrade. Es ist doch bemerkenswert, dass man das dazu schreiben muss, um im MĂ€rz nicht falsch verstanden zu werden. Im August wĂ€re diese Angabe nicht nötig gewesen, aber im MĂ€rz schon. (Eine ErgĂ€nzung aus aktuellem Anlass: es ist jetzt eine Woche weiter und wir haben 10 cm Neuschnee im Bergischen Land. Nicht nur das die Welt verrĂŒckt ist, nein, auch das Wetter hat einen weg.) ZurĂŒck zur Geschichte, zum Schlaflabor.
Ich sitze auf einem riesigen Balkon, vielleicht 3,5 Meter tief und 30 Meter lang. Viel Platz nach vorne, mit der Aussicht auf eine alte kleine Kapelle aus den AnfĂ€ngen der Klinik. Hinter der Kapelle eine Reihe an GebĂ€uden, die von der Architektur eindeutig jĂŒngeren Datums sind und doch den verschiedenen Zeitepochen zuzuordnen wĂ€ren. Rechts auf 2 Uhr ein moderner Glasbau mit 3 Obergeschossen mit viel Glasfassade. Horizontale dicke Linien trennen wie weiĂe BĂ€nder die Geschosse mit ihren dunklen Scheiben klar voneinander ab. Die dunklen BĂ€nder werden rhythmisch durch SichtschutzwĂ€nde unterbrochen, die wie weiĂe Segel durch die rauchgrauen verdunkelten Scheiben âŠâŠâŠâŠ
Oh, es klopft an der BalkontĂŒr. 2 junge Krankenschwestern wollen meine Lebensfunktion prĂŒfen. SauerstoffsĂ€ttigung 98% und Blutdruck wie zu erwarten viel zu hoch. Eine der Damen trĂ€gt eine zurzeit moderne zerrissene Jeans und auf dem schwarzen T-Shirt âIch bin schönâ mit weiĂer Schrift was die ausladende Oberweite der jungen Dame noch betonte. Sehr selbstbewusst â ich finde es gut selbstbewusst durchs Leben zu gehen, nicht nur bei Frauen.
Meine Aufgabe ist nun mich bettfertig zu machen. So war die Bitte eines dieser jungen PflegekrĂ€fte mit höflich bestimmtem Tonfall. Die StraĂenbeleuchtungen sind angegangen, dazu lange Leuchtstoffröhren, die den Verlauf der Stahlfluchttreppen nachzeichnen, die an den alten GebĂ€uden lehnen wie Gerippe. Auf den modernen GebĂ€uden werden die Maschinenverhausungen angestrahlt und werfen einen kaltweiĂen Lichtschein zurĂŒck, wie alte Wehranlagen nur in einem neuen Kleid.
Ich habe getan was man mir aufgetragen, ich bin bettfertig.
In dem Krankenhauszimmer an der gegenĂŒberstehenden Wand meines Bettes, fĂŒr diese Nacht, hĂ€ngt ein kurzes Regalbrett. Auf diesem Brett tummeln sich wie an einer Steilwandkolonie natĂŒrlich keine Vögel, das ist hier keine Tierdoku, sondern meine Schlaflaborerfahrung, das muss jetzt jeden hier klar sein. So alle wieder dabei? Bitte jetzt konzentrieren das ist jetzt wichtig.
Auf diesem in mind. 3 Meter Höhe Brettchen teilten sich eine Nachtsichtkamera, ein Lautsprecher, zwei Mikrofone, ein Bewegungsmelder, zwei W-Lan Antennen und ein geheimnisvolles schwarzes KÀstchen vermutlich die Rechnereinheit den luftigen spÀrlichen Platz. (Weiter in Teil 2)
© JABE 2021-04-07