Gejagter

Beatrice Jung

von Beatrice Jung

Story

Ich war mir mittlerweile sicher, dass ich verfolgt wurde. Wie ein Schatten huschte die Gestalt hinter mir her. Ich musste mir schnell etwas einfallen lassen, allerdings wĂŒrde ich in der Stadt zu viel Aufsehen erregen. Nachdem ich das Stadttor hinter mir gelassen hatte, kam mir eine Idee. Ich lief auf die HĂŒtte zu, die ich bei meiner Ankunft als Versteck gewĂ€hlt hatte. Dort wĂŒrde ich meinen Verfolger stellen. Ich öffnete die TĂŒr und trat ein. Meine Sachen waren noch da, was mir augenblicklich ein GefĂŒhl von Erleichterung verschaffte. Leise ging ich zu meinem Rucksack und kramte nach meinem Messer. Dann legte ich mich auf den Boden und wartete. Ich dachte bereits, dass ich mir alles nur eingebildet hatte, als ich gedĂ€mpft Schritte vor dem Fenster hörte. Ich drehte mich in die Richtung, aus der die GerĂ€usche kamen, und hĂ€tte fast laut aufgeschrieben, als ich zwei Augen durch das Glas leuchten sah. Was zur Hölle? Mein Atem hĂ€mmerte stechend in meiner Brust und ich kniff fĂŒr einen Moment meine Augen zusammen. Als ich sie wieder öffnete, waren die Augen verschwunden. Drehte ich hier noch endgĂŒltig durch? Die Schritte entfernten sich vom Fenster in Richtung TĂŒr. Vorsichtige Schritte, die in meine Richtung kamen. Die Gestalt hockte sich neben mich und ich hielt den Atem an. Nichts passierte. Dann beugte sie sich ĂŒber mich. Ohne noch weiter abzuwarten, griff ich mit meiner leeren Hand nach dem Handgelenk, rollte mich ĂŒber den Schatten und drĂŒckte mit der anderen Hand mein Messer an dessen Hals. Das Licht des Mondes fiel durch das Fenster und ich blickte in das Gesicht eines MĂ€dchens. Ihre Haare wirkten unter dem hellen Mondlicht fast weiß. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie mich an, offensichtlich erschrocken. Sie wehrte sich nicht und starrte mich nur an. Ihre Augen wirkten von Nahem weniger bedrohlich und mein Atem beruhigte sich ganz langsam. Mein Herz schlug mir dennoch bis zum Hals.
„Wer bist du? Warum verfolgst du mich?“, fragte ich sie, ohne den Griff um ihr Handgelenk zu lockern. Immer noch blickte sie mich mit ihren durchdringenden Augen erschrocken an.
„Ich könnte dich dasselbe fragen! Und was ist das fĂŒr ein komisches Ding, das du da mit dir herumtrĂ€gst?“ Ihr erschrockener Gesichtsausdruck wich und verhĂ€rtete sich, als ob sie sich daran erinnerte, in welcher Situation sie sich gerade befand. Scheiße. Sie wusste bereits zu viel, was bedeutete, dass ich sie hier und jetzt töten musste. Dabei war sie noch so jung. Ich drĂŒckte das Messer fester an ihren Hals und ein Rinnsal aus Blut lief die scharfe Klinge entlang. Meine Hand zitterte. Ich wusste, dass ich den Auftrag nicht gefĂ€hrden durfte. Um keinen Preis.
„Dein Traum … warum ist er so anders, als die anderen?“ Sie blickte mich direkt an. Dann waren die Informationen, die wir erhalten hatten, wirklich falsch. Immerhin konnte sie durch mich hindurchsehen. Ich rang mit mir. Versuchte sie nur, mich abzulenken? Aber in ihrem Gesicht lag Aufrichtigkeit, Neugier und … BestĂŒrzung. Sie war ebenso irritiert wie ich.

© Beatrice Jung 2023-08-14

Genres
Science Fiction & Fantasy
Stimmung
Abenteuerlich, Mysteriös, Angespannt
Hashtags