Geschafft !

Hannes Zeisler

von Hannes Zeisler

Story

Unser 19-jähriger Urenkel steht kurz vor der Matura! Da werden Erinnerungen wach und ich entdecke in meinen Aufzeichnungen den 13.Mai 1955: Maturakonferenz, erster Schritt zur Freiheit! Dazu muss man wissen, dass wir im Internat in der LBA St.Pölten ziemlich eingeschränkt waren. Obwohl schon zwanzigjährig, gab es kaum eine Möglichkeit , z.B. abends in eine Theatervorstellung zu gehen! Zwei Tage später dann die Eintragung in meinem Taschenbuch: Unterzeichnung des Staatsvertrages! Auch das war ein “Schritt zur Freiheit”!

Die schriftliche Matura begann mit Deutsch. Das Thema lautete “ Österreichische Landschaft-österr.Geschichte – österr.Geist”. Unser Professor hatte das Thema gründlichst vorbereitet, denn die beiden letzten Schularbeiten hatten ähnliche Themen, nämlich Zitate von Grillparzer („Hast du vom Kahlenberg das Land dir rings besehen, so wirst du, was ich bin und schrieb, verstehen“) und Schiller („Der Österreicher hat ein Vaterland und liebt’s und hat auch Ursach‘, es zu lieben.“). Ich schrieb ein Sehrgut und freute mich natürlich sehr! Als Ausgleich zum Stress besuchte ich mit einem Kollegen den Film “Der Garten des Bösen”. Keine Ahnung mehr, worum es da ging!

Am nächsten Tag Mathematik! Für mich ein Gräuel! Als ich merkte, dass ich zwei Beispiele richtig hatte (der “Funkverkehr” funktionierte prächtig!), begann ich meine Jause auszupacken. Da meinte unser Deutschprofessor, der Aufsicht hatte: “Sind Sie schon fertig?” Ich darauf: “Nein, ich möchte mich nur stärken!” Die zwei restlichen Beispiele ließ ich großzügig links liegen! Ich hätte sie ohnedies nicht richtig fertig gebracht, aber ich wusste ja, dass ich positiv abschneiden würde und maximal im Zeugnis ein Befriedigend bekäme!

Dritter Tag Latein! Da hatte ich nie Probleme! Als ich das erstemal auf eine Schularbeit ein Gut bekam, meinte mein Lateinprofessor: “Wenn solche Säulen wanken!” Na, war ich stolz! Mit der Maturaarbeit beeilte ich mich sehr und war in etwas mehr als einer Stunde fertig. Ich musste nämlich noch einen Schummler für einen Kolllegen schreiben, der mit Latein auf dem Kriegsfuß lebte! Einen damit zusammenhängenden unliebsamen Vorfall habe ich in einer eigenen Geschichte beschrieben.

Den Abschluss bildete die Russischmatura. So gemogelt wurde wohl selten. War auch nötig, da wir nicht viel gelernt hatten!

Mündlich trat ich in Naturgeschichte und Russisch an! Fragen aus der Mineralogie konnte ich unserem Klassenvorstand und Naturgeschichtsprofessor ausreden. Meine Fragen waren aus dem Bereich der Gliederfüßer und der Lippenblütler aus der Botanik. In Russisch hatte ich keine Probleme, da kein Beisitzer Russisch konnte und mich nur der Russischprof. kontrollieren konnte! Darüber gibt es eine eigene Geschichte.

Es gab eine Maturafeier und dazu einige Eintragungen: Künstlerklause – Charly Bar – Domcafe. Ständchen gesungen bei Prof.Z., Sonnwendfeier in Melk. Keine Anstellung! Kirchenbeitragsrevisor!

© Hannes Zeisler 2022-04-05