Geschichte von verlorenen Dingen 1

Christa Mittermayer

von Christa Mittermayer

Story

Der Maria- Theresien -Taler

Vor vielen Jahren bekam ich einen Maria-Thersien-Taler geschenkt und bewahrte ihn in einem schwarzen Samtsäckchen auf. Doch dieses benötigte für ein Geschenk, nahm den Taler heraus, legte ihn in eine Schreibtischschublade und weg war er. Ich fand ihn nicht mehr, schüttelte über mich selber den Kopf und vergaß ihn.

Doch dann wollte ich ihn meiner Enkelin, die für einige Jahre nach Amerika gehen wird, um dort die Schule zu besuchen, mitgeben, und da war er plötzlich – nicht ich, sondern er hatte mich gefunden.

So beschrieb ich ihr kurz diese Silbermünze mit dem Bildnis der Herrscherin Maria Theresia, Erzherzogin von Österreich und Gattin von Franz Stephan von Lothringen, ab 1745 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches.

Diese Silbermünze wurde ab 1858 gesetzliches Zahlungsmittel im Kaisertum Österreich, in Teilen Afrikas, Asiens, in Indien, im arabischen Raum und im Osmanischen Reich konnte man noch im 19. Jahrhundert damit zahlen. Nach dem 2. Weltkrieg wurde er – als Nachprägung wieder aufgelegt – ein Sammelstück.

„ Du wirst Freundinnen finden und zeige ihnen einmal diese alte Münze. Auch deiner Geschichtslehrerin in deiner neuen Schule könntest du sie mitbringen. Vielleicht kannst du anhand dieses Talers ein Referat halten, die Zeit von Maria-Theresia vorstellen und viele kennen vielleicht nur Europa, Austria fast überhaupt nicht, sie verwechseln es mit Australien. So könntest du einen Teil zur Völkerverständigung und zum Wissen über die Welt beitragen.”

Das war meine Vorstellung, doch die hatte ich ohne meine Enkelin gemacht. Sie verdrehte ihre Augen, stöhnte leise vor sich hin. Wahrscheinlich dachte sie sich: „Was die Oma sich so alles vorstellt, typisch Lehrerin! Arbeit, Arbeit, nichts als Arbeit! Das muss ich mir noch gut überlegen, wir werden sehen.”

Sie lächelte mich schelmisch an,

„Oma, ich werde darüber nachdenken. Ich hab´ dich lieb,” und entschwand.

© Christa Mittermayer 2022-04-19