von Sunhild Brunauer
Ich bin ein Sandwichkind, angeblich werden sie im Leben besonders tüchtig, weil sie schon in der Kindheit durch eine harte Schule gegangen sind. Vielleicht….
Eine Schwester (5 Jahre älter), ein Bruder, (4 Jahre älter) und eine Schwester (5 Jahre jünger). Mit dem Bruder und der jüngeren Schwester verstehe ich mich sehr gut. Der Bruder lebt in Salzburg und in Zeiten ohne Lockdown treffen wir vier uns häufig. Die jüngere Schwester lebt in Deutschland, aber der Kontakt ist dank WhatsApp und Telefon gut. Das persönliche Telefongespräch war vor allem in der Zeit, als ihr Mann schwer krank war, für sie Hilfe und Trost. Heute, in diesen verrückten Zeiten, muntern wir uns mit netten Videos oder schönen Blumenbildern aus den jeweiligen Gärten auf. Richtig geraten: Wir sind beide leidenschaftliche Gärtnerinnen.
Ganz aus der Reihe ist unsere ältere Schwester: Schon als Kind von sich eingenommen und boshaft, hat sie mir ein Leben lang immer wieder Schmerz zugefügt – und nicht nur mir….
Sie hat mir sofort angesehen, wenn ich mal unfolgsam war und dann ein schlechtes Gewissen hatte. Sie hat mich so lange umschmeichelt, bis ich ihr die “Missetat” gestand, um mich dann ständig zu erpressen, dies musste ich tun, jenes ihr geben, sonst … Trotzdem hat sie mich “ verratscht “ und hämisch gelacht, wenn die Strafe kam.
Meinen Bruder hat sie auch angestiftet und ganz schlimm wurde es, als die jüngere Schwester geboren wurde und die Mutter mit dem Kinderwagen zur Mutterberatung musste. Mit der Ermahnung der Mutter: Du, Große wäscht das Geschirr, die Kleine trocknet es ab und der Bruder putzt die Schuhe, hoffte sie, jeden Streit unterbunden zu haben. Kaum war die Mutter aus dem Haus, hieß es zu mir: “Du wäschst das Geschirr, trocknest ab und putzt die Schuhe!” Wenn ich mich weigerte, wurde ich in den dunklen Keller gesperrt.
Ich hatte eine sogenannte “Reindlfrisur” = glatt herunter und einmal rundherumgeschnitten mit Mittelscheitel, (Kriegsfrisur halt). Dafür hat sie mich immer verspottet und den “Kosenamen” Popodia erfunden = Popofalte. Als ich schon Mutter war und den Mozartplatz überquerte, rief eine Schulkollegin meiner Schwester: “Servus Popodia!” Worauf ich sagte: “Wenn du noch immer nicht weißt, dass ich Sunhild heiße, brauchst mich nicht mehr anreden!”
Unsere Eltern haben sie ein Leben lang finanziell unterstützt, was für uns anderen Geschwister in Ordnung war. Nicht in Ordnung war, dass diese Schwester nie wirklich dankbar war, sondern der Meinung, sie sei ja die “Arme”, weil 2 x geschieden, und daher stünde ihr alles zu.
Sie ist nicht mal zum Begräbnis unserer Mutter gekommen. Später hätte sie vom Bruder, der das Begräbnis und alles abgewickelt hat, noch Geld gefordert.
Viele Nächte wachte ich weinend aus dem Schlaf auf, weil ich das so ungeheuerlich fand.
Sie hatte viele Jahre Alzheimer und man kann nur hoffen, dass sie vielleicht in lichten Momenten erkannt hat, wie schlimm sie sich benommen hat, sodass sie in Frieden ruhen kann.
© Sunhild Brunauer 2020-11-28