In meiner Jugend schrieb ich poetische Texte. Heimlich träumte ich davon, Schriftstellerin zu werden, sozusagen durch meine literarischen Texte Unsterblichkeit zu erlangen. Denn mit der Endlichkeit des Lebens konnte ich mich schon als Kind nicht abfinden.
Ich wuchs in einem Dorf auf und musste meine Mutter zu Begräbnissen begleiten. Damals bahrte man die Toten noch zu Hause auf. So kam es, dass ich auch viele Tote sah. Meist war ich danach verstört und beschäftigte mich in meiner Fantasie viel mit dem Tod.
Was ist nach dem Tod? Warum müssen die Menschen und die Tiere sterben?
Ich wurde religiös erzogen, hatte in der Schule katholischen Religionsunterricht und versuchte, all das zu glauben, was uns in der Schule und in den sonntäglichen Predigten erzählt wurde.
Aber es beruhigte mich nicht. Meine Mutter löcherte ich mit Fragen, was nach dem Tod wohl wäre und ob die Tiere auch in den Himmel kämen. Eine große Enttäuschung war, als sie sagte, Tiere kämen nicht in den Himmel. Und aus dem Jenseits sei noch niemand zurückgekehrt.
Mit 14 begann ich romantische Gedichte über das Leben, den Tod und die Vergänglichkeit zu schreiben. Und in Deutsch glänzte ich durch lange tiefsinnige Aufsätze. Das brachte mir Anerkennung von den Lehrern und Mitschülern. Eine dichterische Ader wurde mir bescheinigt.
So kam es, dass Ich dann nach der Matura Deutsche Philologie und Philosophie studierte, weiter auf der Suche nach dem Sinn des Lebens den ich in seiner Endlichkeit nicht erkennen konnte.
Ein jedes Glück will Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit…..
Dieser Satz von Nietzsche kam mir immer wieder in den Sinn und hat sich in meinem Gedächtnis eingebrannt. Ich schrieb weiter poetisch romantische Texte und wollte sie auch einem breiteren Publikum zugänglich machen.
In einer Studentenzeitschrift wurden Gedichte von mir veröffentlicht. Ich war stolz darauf. Im Studentinnenheim, in dem ich wohnte, veranstaltete ich Lesungen, die anerkannt wurden. Und dann kam noch mehr Bestätigung von außen. Ich wurde von der katholischen Hochschülerschaft zu einer Lesung zum Thema Studentenliteratur eingeladen.
Der Tag der Lesung kam. Ein wunderschöner warmer Sommerabend. Ich trug eine weiße, leicht durchsichtige Bluse und einen schwarzen Rock. Ich war aufgeregt.
Die Moderatorin stellte uns nacheinander vor. Mich stellte sie als Vertreterin weiblicher Lyrik vor.
Dann las ich meine ausgewählten Gedichte vor. Eine große Stille war im Raum. Ich fühlte mich gesehen und gehört.
© Ulrike Puckmayr-Pfeifer 2020-09-14