von Michael Schaake
1970 Calella an der Costa Brava. Ich mietete zusammen mit meinem Freund Eugenio ein altes Haus von 1804 in der Calle Riera s/n (sin numero, ohne Hausnummer), sehr schön und Renovierungsbedarf. Das erledigten wir zusammen und wir richteten in Planta Baja (Parterre) gleich noch eine urige Kneipe ein „El Bobo“, die ich betrieb, Eugenio lebte weiter mit der Familie in Barcelona , kam am Wochenende zum Helfen.
„El Bobo“ (Der Tölpel) lief. Im Sommer die Touristen, ich unterhielt abends mit spanischer Gitarre und Gesang, Miguel, ein netter Spanier, der Deutsch spricht (Irrtum, ich bin Deutsch und singe akzentfrei Spanisch), eine typisch spanische Bar. Im Winter kamen die jungen Leute des Ortes, sie mochten das Ambiente mit dem jungen Deutschen, der englischen Rock und Folk spielt, gelegentlich auch mal was Spanisches.
Ich schlief auf der ersten Etage direkt neben der Treppe, die aus dem Lokal nach oben führte, Angestellte auf der zweiten. Nach ein paar Wochen merkte ich, da läuft was nachts, es gab Geräusche. Ich drehte mich um und schlief weiter, altes Haus, da knarrt schon mal was. Wieder etwas später merkte ich, dass diese Geräusche, nicht täglich, aber immer wieder, kamen und gingen, im wahren Sinne des Wortes: Es waren Schritte, die Treppe rauf und runter! Aber da war niemand. Tja, dachte ich, da hast Du vielleicht am Abend einen Sherry zu viel getrunken. Nur so zum Spaß erzähle ich das am nächsten Morgen den Nachbarn, alte Leute, die hatten einen Bücher- und Schreibwarenladen. Und die erzählen mir, dass vor 50 Jahren die Bewohner des Hauses eines Morgens tot aufgefunden worden waren, Suizid!
Das Haus stand lange leer, dann zogen neue Mieter ein, und bald wieder aus, es spukte in dem Haus, die Geister der Toten! Danach wieder Leerstand, bis ich einzog. Ich kaufte mir vorsichtshalber einen Knüppel, hatte ja keine Erfahrung mit Gespenstern, dachte, der hilft im Ernstfall, kam nicht zum Einsatz, aber die Schritte blieben. Ich erzählte Eugenio davon, der sagte: Quatsch, sowas gibt es doch gar nicht. In der nächsten Nacht kam er in mein Zimmer: Komm mal gucken, da kommt jemand die Treppe rauf. Ich hörte es auch, aber niemand da, immer wenn ich zur Treppe kam, hörten die Schritte auf. Eine andere Nacht kam die holländische Kellnerin in mein Zimmer: Kann ich bei Dir im Bett schlafen? Da geht immer jemand die Treppe rauf und runter. Eine junge, sehr hübsche Frau, aber das war nicht das Thema der Nacht – sie hatte Angst. Sie kündigte bald, nach ihr kam eine junge Irin, sehr pragmatisch, sie trank vor dem Schlafengehen einen Whiskey und schlief wie ein Stein.
Ich sorgte diskret dafür, dass das Gerücht im Dorf und unter den Gästen bekannt wurde, es schadete dem Geschäft nicht! Ich blieb nur zwei Jahre und verkaufte die Bar. Meine „Mitbewohner“ konnten mich auch nicht halten. 2000, nach über 20 Jahren, war ich nochmal in Calella, das Lokal war jetzt ein Irish Pub, also das Geschäft hatte überlebt, die unsichtbaren Gespenster? Weiß ich nicht.
© Michael Schaake 2020-10-08