Gestrandet

Doreen Malinka

von Doreen Malinka

Story

Das Meer spie Muscheln und Algen an den Strand. Es fraß den Sand und wusch Gesteinsfelsen blank. Die Sonne tastete sich durch den Brodem und biss meine Haut. Der Wind schäumte den Horizont und schlug die Wellen. Die See schrie und türmte Schilde auf. Sie gleißten und spiegelten den Himmel.

Lutz hechtete in die Gischt. Sie bäumte sich und zog ihn in die Tiefe. Ich spähte ihm nach. Mein Blick schweifte in die Ferne und verlor sich im Wolkengebilde. »Wo ist er?«, erschrak ich und lief das Ufer entlang. Dann stürzte ich mich in die Drift. Sie riss mich an sich, hinunter auf den Grund. Ich presste den Atem, schnappte erschrocken nach Luft und gurgelte ihre Milch. »Halte die Luft!!«, trommelte mein Puls. Mit dem Zustrom strandete ich und atmete auf.

Da stand er und eilte auf mich zu. »Wo warst du?«, japste ich. »Ich habe dich gesucht«, antwortete er und half mir auf die Füße. »Du mich?«, stutzte ich und rempelte ihn seitwärts. Er wich aus und lächelte verstohlen. »Was gibt es da zu lachen, du …«, trotzte ich, »du, oller Fisch, du.«

Der Wind hofierte in der Sonne. Er fegte die Wolken weg. Lutz döste; und ich fror. Die Flut gierte nach der Bucht, verschluckte die breite Bordüre des Ufers und pirschte sich in die Nähe unseres Lagers. »Schläfst du?«, flüsterte ich. »Jetzt nicht mehr«, brummte er. »Ein heißes Käffchen täte mir jetzt gut«, schnurrte ich wie ein Kätzchen und kroch unters Strandtuch. »Und wo gedenkt Mylady ihren Kaffee zu trinken?« – »Na, du weißt schon«, zirpte ich, »in Plakias, am Hafen.« – »Ach, ich vergaß«, höhnte er, »du liebst ja den Cheesecake.« – »Nicht mehr als dich, du, ol …«, stockte ich und schnalzte, »du, mein Süßer, du.«

Die Minuten marschierten in den Abend und wir ins »Café am Pier«. Der Wind bremste seine Tobsucht und schickte den Mond vor die Tür. Ich sah in die Bucht zurück. Der Berg schwärzte sich und taufte sein Haupt in Goldrot; er seufzte, blähte und versprühte es in einem Schwall. Der Himmel brannte und in uns der Durst. »Kommst du?«, bot er mir den Vortritt an. »Moment bitte«, musterte ich mein Antlitz in der Scheibe der Eingangstür.

Arm in Arm bummelten wir an die Bar. In der Vitrine swingte die Sahne auf den Torten im Takte der Jazzmusik. »Kein Cheesecake«, murrte ich und zog einen Flunsch. »M i c h liebst du doch«, küsste er meinen Hals. »Welcome«, unterbrach uns das Fräulein am Buffet. Lutz nickte ihr fragend zu: »Americano?.« – »No. I’m from australia«, strahlte sie. – »Sorry, Caffe Americano«, schmunzelte ich ihr entgegen. Sie hielt inne, errötete, und plötzlich schallte sie: »O, yes.« – »Jaa,«, juchzten wir auf und lachten mit ihr.

Diese Geschichte entstand im Rahmen des Wettbewerbes »In 80 Tagen um die Welt«. Doreen Malinka



© Doreen Malinka 2021-03-30

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