von Micaela Hemesath
Ein öder, stinklangweiliger innerdeutscher Flug von 5 Tagen. Rauf, runter, Guten Tag, Aufwiedersehen. Der Ort des Abflugs und der Landung musste manchmal vom Cockpit erfragt werden, weil man schon ganz durcheinander war. >Die da vorne> mussten es wissen! :-))
Ich machte es mir gemütlich mit einem Kaffee, die Beine an der Zwischenwand zur Galley hochgelegt,(gut für die Venen!), der Rock war kurz, kürzer, am kürzesten. Sehr gemütlich! Etwas gelangweilt schaute ich den Männern beim Beladen der Koffer und der Fracht zu. Manchmal ärgerte ich mich, wie lieblos und unachtsam die Burschen das Gepäck behandelten. Rums, zack, klatsch. Es fiel ein Koffer einfach vom Wagen runter, bekam sicher eine Delle, aber egal! Wenn ich nicht zu müde war, sauste ich runter und schimpfte erst mal richtig auf bayrisch, ob sie nicht besser aufpassen könnten. Zu diesem Zweck kam ich in voller Uniform mit Jacke und Hut daher, damit ich auch eine gewisse Autorität darstellte.
Spannend, was wohl in manchen Kisten befördert wird? Wenn wir Langstrecke flogen, fragte ich manchmal nach und bekam die erstaunlichsten Auskünfte. VW Ersatzteile, Motoren, Luftpostbriefe, Nahrungsmittel und manchmal auch Geld in anderen Währungen und sogar Gold. Da stand immer ein schwer bewaffneter Security Mann dabei und behielt alle Kisten unter seiner strengen Obhut.
Heute waren komisch aussehende Kisten dabei und ich schaute neugierig aus dem Fenster. Ein unbedachter Belader rempelte mit seinem Kofferfahrzeug das Band an, was die Kisten in den Laderaum befördern sollte. Schwupps, fielen etliche Kisten zu Boden und entluden ihren kostbaren Inhalt.
Ich glaub’s ja nicht! Wie an einem überbevölkerten Teich hüpften, plötzlich lauter grüne kleine Passagiere wild durch die Gegend . Ein Lärm von ihrem verzweifelten Quaken drang bis zu mir ins Kabinen Innere. Ohne zu zögern, stellte ich meinen Kaffee weg und sauste runter um dem Bodenpersonal zur Hilfe zu eilen. Ganz spezieller Auftrag: Frösche fangen!
Wie man weiß, sind die Tierchen nicht nur glitschig, sondern können auch sehr gewandt weit hüpfen. Kaum glaubte man einen in der Hand zu haben, wand er sich geschickt wieder heraus und hüpfte ins Nowhere. Gedanken sich zu machen – sind das Froschschenkel für Frankreich? Sind das Futterfrösche für einen Tierpark? Oder vielleicht doch verwandelte saudische Prinzen in geheimer Mission? Schnell rennen, Rock nach oben schieben, bücken, greifen und das schlabbrige Etwas zurück in die Kiste bringen. Mittlerweile waren ganze Kolonien von freiwilligen Helfern zusammengekommen. Ein Lachen und Hüpfen wie im Kindergarten.
Völlig erschöpft, zerzaust, klebrig und eigentlich unglücklich, ging ich zurück an Bord. Viel lieber hätte ich sie alle in die Freiheit entlassen.
“Guten Tag meine Damen und Herren, wir begrüßen sie ……!”
Foto: Kerin Gedge, unsplash
© Micaela Hemesath 2021-02-28