von Marianna Vogt
Moni wollte um jeden Preis Berühmtheit erlagen. Täglich postete sie dutzende Fotos in den sozialen Medien. Aber zu ihrem Leidwesen, beachtete diese niemand. Da kam ihr eine Idee. Zwar hatte sie ihre Zweifel, aber diese bewahrheiteten sich nicht. Schon nach kurzer Zeit konnte sie sich vor Reaktionen kaum mehr retten.
Interessiert las sie die Kommentare und freute sich sehr, dass ihre sexy Fotos so viel Aufmerksamkeit erregten. Eine Nachricht stach ihr besonders ins Auge. Sie kam von einer Dessous Firma. Sie machte ihr ein Angebot als Unterwäsche-Curvy-Model. Moni war ziemlich beleidigt, denn sie fand sich sexy und nicht curvy. Aber, nach reiflichem überlegen, fand sie das Angebot als Einstieg in die grosse Modelwelt gar nicht mal so verkehrt und vereinbarte einen Kennenlerntermin.
Sie wunderte sich über den Ort des Treffens. Warum bestellte der Unterwäscheboss sie an ein Waldseelein und nicht in seine Modelagentur, wie er doch so detailliert beschrieben hatte? «No risk – no fun!», dachte Moni und machte sich auf den Weg.
Als Moni in die Nähe des Get-together kam, erblickte sie Kameras, Leuchten und Flatreflektoren. Moni gingen tausend Gedanken durch den Kopf: Oh mein Gott, worauf habe ich mich bloss eingelassen? Schnell weg hier, dachte sie und wollte kehrt um machen. In diesem Moment hörte sie, wie ein Mann ihren Namen rief. Sie kehrte sich um, ein beleibter Mann, braungebrannt und mit Goldketten behangen, stand ihr gegenüber. Vermutlich der Boss, dachte sich Moni, und ihr war richtig unwohl bei der Sache.
«Herzlich Willkommen liebe Moni, ich bin Sascha», begrüsst er sie überschwänglich und drückte sie an sich. «Gleich als erstes machen wir ein paar Fotos für unsere Kundenkartei. Zieh dich bitte bis auf die Unterwäsche aus und setz dich dort drüben ins Boot. Verschränke dann die Arme hinter dem Kopf, so kommt deine Figur besser zur Geltung. Umziehen kannst du dich dort drüben.» Sascha zeigte mit seinem ausgestreckten Arm in Richtung des Paravents und lachte lasziv: «Noch etwas, damit du nicht so alleine bist, leistet dir Franz Gesellschaft», er zeigte auf einen kleinen, hageren Mann mit schütterem Haar. Moni erschrak. Was kommt wohl noch alles auf mich zu?», überlegte sie. «Keine Angst Moni, Franz steigt nicht zu dir ins Boot, er ist bloss Dekoration», dabei zwinkerte er ihr zu.Ich beeile mich – so habe ich es schnell hinter mir, ging es Moni durch den Kopf und zog sich subito aus und stieg ins Boot.
Als sie die Pose eingenommen hatte, die Sascha ihr anordnete, stieg Franz splitterfasernackt ins Wasser und stellte sich neben das Boot. Entrüstet schaute sie ihn an und er flüsterte ihr zu: «Moni, mit diesem Schutzpanzer und den Büschen unter den Armen, wird das nie was!»
Kaum fertig ausgesprochen, machte der Boss eine ablehnende Handbewegung und schrie ins Megafon: «Kamera aus – das Model muss erst in die Restauration!»
Titelbild: Co Westerik (1924-2018)
Mann im Wasser – Frau im Boot – 1959
© Marianna Vogt 2022-04-13