von Julia Freiberg
Tag 4
„Óla linda“, streichelt mich dein Raunen. Ich blinzele und sehe durch die sich im Wind bewegenden Vorhänge das Morgenlicht. Es kann noch nicht allzu spät sein. Ich drehe mich im Bett um und unsere Gesichter sind sich ganz nah. Deine Haut ist dunkles Karamell, in deinen Augen finden sich Bernsteinsprenkel. Mit sanften Lippen küsst du mich, und ich bin voller Energie und Lust und könnte platzen vor Glück. Anstatt zu platzen, rolle ich mich auf dich und versenke meine Hände in deinen dunklen Haaren.
Tag 5
Den Feierabend herbeisehnend schaue ich auf mein Handy. Zwei Häkchen zeigen mir, dass du meine Nachricht gelesen hast. Wieso bloß antwortest du nicht? Nachdem wir den gestrigen Sonntag in deinem Bett und auf deinem Balkon verbracht haben, mit Küssen, Manchego-Käse und Rosé, habe ich mich heute früh zur Arbeit aufgemacht. Ein kurzer Stopp in Sarahs und meiner Wohnung war noch drin, um mir frische Sachen anzuziehen. Pedro saß rauchend an unserem Küchentisch, Sarah war unter der Dusche. Als sie meine Stimme hörte, rief sie mich ins Badezimmer. Mit strengem Oberlehrerinnenblick deutete sie mir, mich zu setzen:„Erzähl, … vor allem die Details“, forderte sie mich auf und fuhr damit fort, ihre Beine zu rasieren. Den blonden Haarschopf hatte sie hochgesteckt und saß auf dem Badewannenrand. Ich holte Luft und es klopfte.„Die Damen“, Pedro reichte uns zwei Tassen Kaffee und ließ seinen Blick bewundernd über Sarahs Körper gleiten.„Bis später, Schöne“, er schloss die Tür.
Sarah hob die orangefarbene Tasse an die Lippen und ihre Augenbrauen zogen sich auffordernd nach oben: „Details. Now. Go!“, sagte sie.
Und ich lehnte meinen Rücken gegen die Tür und erzählte. Von unserem Spaziergang und dem Bier danach. Davon, dass du erzählt hast, dass du Klettertouren organisierst und Biologie studiert hast. Als Biologe hast du keinen Job gefunden, aber kletternde Touristen gibt es in deiner Heimat zuhauf.
© Julia Freiberg 2021-08-14