Giacomo – meine große Liebe (3)

Marianna Vogt

von Marianna Vogt

Story

Zwischenzeitlich verstrichen wieder ein paar Tage.So entschloss ich mich mit Giacomo durchs Quartier zu spazieren, in der Hoffnung, dass ein Taubenclan ihn als neues «Taubenmitglied» bei sich aufnehmen würde.

Giacomo saß ganz relaxt auf meiner Schulter, musterte äusserst aufmerksam die Gegend und gurrte zufrieden in mein linkes Ohr.Spaziergänger die uns begegneten, dachten bestimmt, ich hätte einen Vogel! Was natürlich im übertragenen Sinn auch stimmte.

Da – auf dem Dach saß eine Gruppe Tauben.«Schau, da oben sitzen deine Kameraden, flieg zu ihnen», ich zeigte mit dem Finger aufs Dach und wartete gespannt auf seine Reaktion. Er fand es wohl lustig, denn er stand auf und drehte sich gurrend im Kreis. Dann setzte er sich wieder.Interesse? Wohl eher nicht!Weiter ging die Spazierreise.Die Situationen wiederholten sich mit demselben Resultat.

Am nächsten Tag, es war ein sonniger Sommertag, ich weiß es noch, wie wenn es gestern gewesen wäre, flog Giacomo das erste Mal selbstständig aus dem offenen Fenster und verschwand über die Häuserdächer.Hat er jetzt also den Duft der grossen, weiten Welt gerochen, dachte ich mir.Er blieb den ganzen Tag und die ganze Nacht weg. Auch am darauffolgenden Tag war weit und breit kein Giacomo in Sicht.Einerseits war ich glücklich, dass er nun in Freiheit leben durfte, anderseits spürte ich eine unendliche Leere in mir.Kein Giacomo mehr, der mich freudig begrüßt, wenn ich nach Hause komme, der mir auf Schritt und Tritt hinterherläuft, der es genießt auf meinem Schoss zu sitzen und fröhlich gurrt, wenn man ich ihn streichle und der erst noch stubenrein ist.

Am Folgetag saß ich in der Küche und ass mein Frühstück, als ich im Nebenzimmer etwas rascheln hörte. Als ich vorsichtig trippelt, nachsehen ging, lief mir Giacomo freudig, gurrend entgegen. Sofort flog er auf meine ausgestreckte Hand und ließ sich ausgiebig liebkosen. Wo er wohl die letzten beiden Tage und Nächte war?

Ab dann lebten wir in einer WG – Giacomo war tagsüber Outdoor und nachts im geschützten Indoor-Bereich.Dies funktionierte bestens.

Einmal blieb mir fast der Atem stehen als ich aus dem Fenster schaute.Giacomo sonnte sich auf dem gegenüberliegenden Hausdach, als sich plötzlich eine schwarze Katze an ihn heranschlich. Natürlich entging ihm diese Situation nicht. Er stand auf und wartete freudig auf sie, um vermutlich mit ihr zu spielen, denn er kannte (noch) keine Feinde. Aber sie kam mit einer ganz anderen Absicht – ihr Jagdtrieb war aktiviert!Ich riss das Fenster auf und schrie wie eine Verrückte seinen Namen. In dem Moment, als sie zum Sprung ansetzte, setzte Giacomo zum Flug an.

Fortsetzung folgt…

© Marianna Vogt 2021-04-18

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