Gib niemals auf!

Elke Steiner

von Elke Steiner

Story

Wieder mal die alte Leier. Zu viel Fernsehen ist nicht gut für dich! Einem Vierjährigen zu erklären, warum Fernsehen für ihn schlecht sei, dass es passiv und müde mache, die Interaktion fehle, das räumliche Denken dabei zu kurz kommen würde, gleicht wohl einem dreistündigen Vortrag der Relativitätstheorie vor hungrigen Kindergartenkindern.

Es war die Zeit, als mein Jüngster das Fernsehen für sich entdeckt hat. Er wurde ein richtiger Serienjunkie – es war die erste Frage nach dem Aufstehen, die erste Frage nach dem Kindergarten, nach dem Mittagessen. Ich war sichtlich genervt! Beim dritten Kind wird man etwas großzügiger was Süßigkeiten, länger aufbleiben oder eben auch das Fernsehen betrifft. Insbesondere diese eine Serie hat es ihm angetan: Yakari.

Es dreht sich dabei um einen kleinen, neugierigen und mutigen Indianerjungen, dem seine Ahnen Weisheiten ins Ohr flüstern und der mit Tieren sprechen kann. Im Park basteln wir fleißig Pfeil und Bogen aus Haselnussästen, eine Chipdose wird zum Köcher und Sohnemann ist voll in seinem Element. Im Wald und in den Weiden-Tipis des nahegelegenen Parks werden imaginäre Lagerfeuer gezündet, und darauf die erlegten Bisons gebraten. Das alles macht ja riesigen Spaß aber kaum zu Hause angekommen ist es sofort wieder da. Thema Nummer Eins: Fernsehen! Mama ist todmüde und gibt nach.

Am nächsten Tag fahren wir zum See, durch ein Stück Wald erreichen wir einen abgelegenen Naturbadestrand. Ein heißer Tag, der See aber noch eisig kalt. Sohn springt quietschvergnügt ins kalte Nass, ich bleibe mit Wasser-bis-zu-den-Knien stehen. „Sei immer mutig sagt der Alte Weise!“ Ich muss lachen und stürze mich mutig und mit einem lauten Schrei in das 19 Grad kalte Nass. Herrlich! Wie recht er hat! Abends zieht ganz plötzlich ein Unwetter auf. Innerhalb weniger Minuten verdunkelt sich der Himmel und es beginnt auch schon zu regnen und zu blitzen! Schnell packe ich unsere Siebensachen zusammen und will raschest möglich aus dem Wald raus. Zum Auto waren es noch gut fünfzehn Minuten, das Unwetter wird heftiger. Schon etwas durchnässt falle ich auch noch über eine Baumwurzel in den Matsch. Sohnemann bemerkt meine Angst, sieht mir in die Augen und meint: „Gib niemals auf, sagt der Alte Weise!“ Wieder muss ich trotz Angst & Eile in mich hinein schmunzeln. Endlich am Ziel springen wir ins Auto und fahren bei strömendem Regen, Donnern und Blitzen nach Hause.

An diesem Abend mache ich selbst den Fernseher an und frage meinen Sohn, ob er nicht Lust auf Yakari hätte. Was für ein gemütlicher und entspannter Couchabend mit meinem kleinen Weisen!

© Elke Steiner 2019-04-12

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