GIBRALTAR – Planet der Affen!

Klaus P. Achleitner

von Klaus P. Achleitner

Story

Auf den ersten Blick wirkt Gibraltar wie jede andere Stadt in Andalusien – hell und mediterran. Über 30.000 Menschen schmiegen sich an den 6 km² großen und über 400 m hohen Felsen. Doch die Unterschiede sind evident: Polizisten in englischer Uniform, englische Straßenschilder und rote Telefonzellen. Lediglich in zwei Dingen, so bemerkt unser Guide in bestem „Spänglisch“, unterscheide sich Gibraltar vom Mutterland: dem Wetter und dem Fahren auf der rechten Straßenseite. Vom gewohnten Linksverkehr habe man die Spanier einfach nicht überzeugen können! Alles, was auf dem Festland billig ist (Strom, Wohnen, etc.) ist hier teuer. Und Alles was dort teuer ist (Luxuswaren, Steuern) ist hier billig.

Man betritt „den Felsen“ über eine schmale Landzunge, nach Passieren von Betonsperren, Stacheldraht und Wachtposten (!). Der Eiserne Vorhang lässt grüßen. Dann überquert die Straße die Rollbahn des Airports. Bei Starts und Landungen müssen Autos warten.

Die berühmtesten Bewohner des Felsens sind die ursprünglich aus dem Atlas-Gebirge stammenden rund 250 Berber-Makaken. Die einzige frei lebende Affenhorde Europas ficht das zwischenstaatliche Theater nicht an. Die Legende besagt, dass – sobald der letzte Affe den Felsen verlässt – ihm die Briten nachfolgen. Als sie während des 2. Weltkrieges knapp wurden, hat man auf Befehl von Winston Churchill himself kurzerhand ein paar Neue aus Afrika besorgt. Ein eigenes Regiment der Royal Army füttert, kastriert und überwacht sie. Der Bestand wird gehalten, mehr von der Räuberbande vertragen die menschlichen Nachbarn nämlich nicht. Es gibt ein eigenes Krankenhaus für sie und sie können sich völlig frei bewegen. Wildtiere, die die Taschen der Touristen als angestammte Futterquelle betrachten.

Makaken sind immer hungrig und sehr einfallsreich. Eine beleibte Dame stößt einen spitzen Schrei aus, als ein Affe pfeilschnell auf sie zurast, ihr den Schokoriegel entreisst und das Weite sucht. Ein anderes Biest filzt derweil die Plastiktasche eines älteren Herrn mit einer Selbstverständlichkeit, als wäre er Zöllner von Beruf. Rund geht es auch bei den Bussen – die Affen klettern am Dach herum, verbiegen die Scheibenwischer, turnen über die Rückspiegel und einer hüpft einer hübschen Touristin auf die Schultern. Da hockt er und „entlaust“ die langen blonden Haare. Ein gefundenes Fressen für die Kameras.

Bei der Ausreise müssen wir den Checkpoint zu Fuß passieren, während der spanische Zoll den Bus „zerlegt“. Das könnten auch die Makaken gut. Jedes nicht zum Betrieb des Fahrzeugs erforderliche Teil wird beschlagnahmt.

Die Gibraltar-Frage wirkt für mich wie ein Kindergarten-Streit um ein Spielzeug. Ironischerweise verhält es sich auf der anderen Seite der Gibraltar-Straße genau umgekehrt: Auf marokkanischem Territorium gibt es zwei spanische Exklaven – Ceuta und Melilla – die widerum Spanien keinesfalls abtreten will. Ein Affenzirkus unter zivilisierten Staaten!

© Klaus P. Achleitner 2020-03-26

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